Pastor Haroutune Selimian bei der Verteilung von Lebensmitteln im vergangenen Winter

Hilferuf aus Aleppo

In der Stadt Aleppo und ganz Syrien wächst jetzt nach dem Sturz Assads die Hoffnung auf einen neuen Staat. Ob dieser islamistisch geprägt sein wird oder demokratisch geprägt wird, weiß niemand. Die Freie Syrische Armee, unterstützt von der Türkei und der Hayat Tahrir al-Sham (HTS), einer militanten islamistischen Gruppe, hatte zunächst Aleppo, und inzwischen das ganze Land unter ihre Kontrolle gebracht. Diktator Assad ist geflohen. Dies hatte zunächst zu weit verbreiteter Angst und Unsicherheit unter den Bewohnern geführt. Auch die evangelische Bethelgemeinde war und ist betroffen.

Hoffnung auf Glaubensfreiheit

Pastor Joseph Kassab, Präsident der NESSL (National Evangelical Synod of Syria and Lebanon schrieb zu den aktuellen Ereignissen in Syrien am 2. Adventssonntag an die Gemeinden: "Heute beginnt ein neues Kapitels für Syrien und seine Bürger. Als Christen wollen wir Teil des Neuaufbaus sein, in dem alle Bürger – unabhängig von Religion, Konfession oder Glauben – Sicherheit und Schutz genießen. Wir hoffen auf einen Staat, der auf Gerechtigkeit und demokratischer Rechtsstaatlichkeit basiert, in dem alle Bürger gleich behandelt werden, unabhängig von ihren Zugehörigkeiten… Wir brauchen einen Staat, in dem die Wunden des Volkes geheilt werden und die Menschen in ihre Heimat und ihre Häuser zurückkehren können."

Militärische Vergeltung gegen die Aufständischen


Als Vergeltung gegen die Aufständischen hatten russische und syrische Regierungstruppen umfangreiche Luftangriffe auf von den Rebellen gehaltene Gebiete gestartet. Diese Angriffe haben erhebliche Zerstörungen verursacht, einschließlich Schäden an Infrastruktur, Wohnhäusern und öffentlichen Plätzen. Das hat zu vielen zivilen Opfern und Vertreibung von Familien geführt. Noch ist die Lage unklar und es wird viele Hilfe benötigt. Die humanitäre Situation ist katastrophal.

Christen fürchten Verfolgung durch die Aufständischen
Am Tag, als seine Stadt in die Hände der Freien Syrischen Armee und ihren islamistischen Verbündeten fiel, waren Angst und Sorge um die Zukunft der Christen in Aleppo groß, berichtet Selimian: Wie werden die fanatischen Islamisten reagieren? Werden sie die Christen verfolgen? Ein Fall, wo ein Christbaum zerstört wurde, hatte die Ängste verstärkt. „Inzwischen wurde dieser Christbaum von der gleichen Gruppe wieder aufgestellt, deren Mitglieder ihn zerstört hatten. Das soll wohl ein Zeichen an uns Christen sein“, sagt Haroutune Selimian. „Es gab und gibt aktuell keine weiteren Aktionen gegen Christen. Die militärischen Gruppen haben wohl von höherer Stelle einen Befehl dazu erhalten, nicht gegen Christen vorzugehen. Der wird bisher befolgt. Wir hoffen, dass das anhält, auch wenn es unsicher für uns bleibt.“

Bethelgemeinde leistet Hilfe in Aleppo
Inzwischen seien, berichtete Pastor Haroutune Selimian, Präsident der evangelischen-armenischen Gemeinden in Syrien, viele Familien aus der Stadt in sicherere Gebiete wie Homs und Damaskus geflohen, während andere geblieben seien. „Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt unser Glaube eine Quelle der Stärke, sagt Selimian. Die Kirche sei zu einem Licht der Hoffnung geworden und setze ihre Mission fort, geistliche Hilfe und praktische Unterstützung zu bieten. So habe die Bethelgemeinde 300 Lebensmittelpakte mit Mehl, Reis, Linsen, Seife und Hygieneprodukten an Bedürftige verteilt. Die Gemeinde halte auch ihre Schulen offen und bezahle die Lehrergehälter. Auch die von der Gemeinde betriebene Poliklinik würde offen gehalten. Man verteile jetzt auch Decken, Jacken und Heizmaterial für den Winter.

Unterstützen Sie die Bethelgemeinde

Die Bethelgemeinde, die so viel Hilfe leistet, braucht selbst Unterstützung. „Die Herausforderungen, vor denen wir in Aleppo stehen, sind enorm, aber unser Glaube an Gott und die Großzügigkeit unserer Partner ermutigen und trösten uns. Wir sind dringend auf Hilfe angewiesen, und dass wir nicht vergessen werden unter all den Katastrophen in unserer Welt. Und schließlich bittet Haroutune Selimian: „Wir wissen nicht, ob es das Ende ist. Wir wissen aber, dass wir auf den hoffen und vertrauen können, der da kommt. Egal was passiert!“

Das Gustav-Adolf-Werk Hessen-Nassau bittet um Spenden auf das
Konto DE04 5206 0410 0204 1125 71

Informationen über Pastor Haroutune Selimian
den Präsidenten der evangelischen-armenischen Gemeinden in Syrien