
Eine Reise zu den Wurzeln des Christentums
„Sie leben fast wie die urchristlichen Gemeinden im Neuen Testament“, erzählt Petra Dehe-Zecha nach einer Reise zu kleinen evangelischen Gemeinden in Griechenland. Zusammen mit sechs weiteren Frauen aus verschiedenen Regionen und Arbeitsbereichen des Gustav-Adolf-Werks (GAW) beeindruckte sie im April 2024 „die Begegnung mit den gläubigen Menschen“ in Thessaloniki, Katerini, Volos und Athen.In dem Land, in dem 95 Prozent der Bevölkerung der orthodoxen Kirche angehören, halten viele die Evangelisch-Griechische Kirche für eine Sekte. Dabei ist die Partnerkirche des GAW sozial sehr engagiert.
Um geflüchtete Frauen kümmert sich das NGO-Projekt Naomi in Thessaloniki. Gegründet wurde es 2014 von Christen aus der deutschen evangelischen Gemeinde in der nordgriechischen Stadt. Frauen, die schon in ihren Heimatländern genäht haben, werden hier zu Näherinnen ausgebildet mit Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Aus geschenkten Decken nähen die Frauen pfiffige Jacken und Westen, sowie Taschen und Hüte. Aus alten Fahrradschläuchen zaubern sie verschiedenartige Mäppchen. Alles ist online zu besichtigen und zu kaufen im Naomi-Shop.
Besonders aktiv ist die evangelische Gemeinde in Katerini
Als 2015 die Flüchtlinge kamen, öffneten viele Gemeindemitglieder in Katerini ihre Wohnungen und nahmen Flüchtlinge auf. „Es ist so beeindruckend, wie hier Christen sehr persönlich sich einschränken und sich völlig uneigennützig der Not der Geflohenen annehmen“, meint Petra Dehe-Zecha. Schließlich wurde das Flüchtlingshilfswerk UNHCR auf diese Gemeinde aufmerksam und förderte das Projekt unter dem Namen Perichoresis. Neben der Wohnungshilfe bietet Perichoresis auch Sprachkurse an und einen Treff für Frauen, der von Nadia Ayoub, einer arabischsprachigen Missionarin geleitet wird. Als sich 2021 das UNHCR aus Griechenland zurückzog, half das Gustav-Adolf-Werk.
In dem Projekt „Foodbank“ geben Ehrenamtliche Secondhand-Kleidung und Waschmittel, Hygieneartikel und Lebensmittel an Bedrüftige aus, ganz unabhängig von der Konfessionszugehörigkeit. Ein weiteres Projekt ist eine Essensausgabe für Obdachlose, Drogenabhängige, Behinderte, psychisch Kranke und ehemalige Häftlinge. Zweimal in der Woche können sie duschen und ihre Wäsche waschen, und auch neue Kleidung bekommen. Der Leiter ist ein ehemaliger Drogenabhängiger, der den Menschen zeigen will, dass sie es schaffen können, zurück in ein normales Leben zu kommen. Wenn Klienten nicht bei der Essensausgabe auftauchen, geht er ihnen auch mal nach und schaut, was los ist.
Viele Deutsche zieht es im Ruhestand nach Griechenland
Von Katerini fuhren die sieben Frauen aus Deutschland weiter nach Volos zu Pfarrer Meletis Meletiadis. Dieser pflegt ein recht entspanntes Verhältnis zur Orthodoxen Kirche. Seine Gemeinde hat eine eigene kleine Kirche. Die 60 Mitglieder, darunter auch Deutsche, sind aber weit verstreut. Viele Deutsche zieht es im Ruhestand nach Griechenland, weil das Klima hier milder ist und das Leben günstiger ist als zu Hause. Pfarrer Meletis Meletiatis ist ein langjähriger Partner des Gustav-Adolf-Werks in Deutschland.
Junge Gemeinde im Athener Kiez
Einen Höhepunkt bildete der Besuch der evangelischen Gemeinde im Athener Stadtteil Exarchia. Die Verhältnisse erinnerte die Besuchergruppe aus Deutschland ein wenig an Berlin-Kreuzberg: „Eine Mischung aus Protest, unkonventionellem Bürgertum und Künstlern“, meint Petra Dehe-Zecha. Eine junge Gemeinde hat sich dort gegründet und 2017 ein Haus gekauft. Mit sehr viel Schwung kümmern sich die jungen Menschen um Flüchtlinge. Im Parterre wohnen Flüchtlinge aus der Ukraine. Im 1. Stock muss noch renoviert werden. Dort sollen Wohnungen für geflüchtete Mütter entstehen. Im 3. Stock ist der Versammlungsraum und im 4. Stock gibt es weitere Gemeinderäume. Einmal im Monat lädt die Gemeinde die Nachbarschaft zum Essen ein. Alle sind willkommen. Jeder bringt mit, was er hat.
Mit dieser Reise hat die Besuchergruppe das Frauenprojekt 2025 des Gustav-Adolf-Werks vorbereitet. Es wird im Februar 2025 gestartet und unterstützt Frauenprojekte evangelischer Gemeinden in Griechenland. Das Gustav-Adolf-Werk Hessen-Nassau bietet die Möglichkeit an, online zu spenden.
Viele evangelische Gemeinden in Griechenland wurden nach dem 1. Weltkrieg von Griechen gegründet, die aus der Türkei vertrieben wurden. Die Erfahrung, Nachkommen von Flüchtlingen zu sein, macht sie aufmerksam für die Nöte der heutigen Flüchtlinge. Geflüchtete Frauen in Griechenland ist das Jahresprojekt 2025. Lesen Sie dazu die Übersicht