Millionen für Minderheiten

Die GAW-Hauptgruppe Hessen-Nassau

Seit mehr als 150 Jahren hilft das GAW Christen in der Minderheit. Lesen Sie, wie Idee und Werk entstanden:

1832 Der Leipziger Superintendent Prof. Gottlob Großmann erfährt von notleidenden evangelischen Gemeinden in Böhmen und ruft im Dezember 1832 auf, eine Anstalt zu gründen zur "brüderlichen Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen". Die Arbeit der Anstalt soll an den Schwedenkönig Gustav Adolf erinnern, der die Glaubensfreiheit der Protestanten in Norden und Osten Deutschlands während des 30jährigen Krieges sicherte.

1841 Der Darmstädter Hofprediger und Prälat Dr. Karl Zimmermann ruft im Oktober die "protestantische Welt" auf, sich um hilfsbedürftige Glaubensgenossen zu kümmern - und irritiert damit Leipzig, das sich übergangen fühlt.

1842 Die Diaspora-Initiativen aus Leipzig und Darmstadt schließen sich im September zum "Evangelischen Verein der Gustav-Adolf-Stiftung" zusammen, die erste Hauptversammlung findet ein Jahr später in Frankfurt am Main statt. Parallel zum Gesamtverband entstand der "Hessische Hauptverein der Gustav-Adolf-Stiftung" als regionale Gliederung.

1843 In Wiesbaden gründet sich auf Initiative des Landesbischofs August Ludwig Christian Heydenreich der "Nassauische Verein zu Unterstützung hilfsbedürftiger protestantischer Gemeinden". Er benannte sich ein Jahr später um in "Nassauischer Hauptverein der Gustav-Adolf-Stiftung".

1847 Im September weiht der "Hessische Hauptverein" die erste Gustav-Adolf-Kirche im katholisch geprägten Seligenstadt am Main ein. Die Baukosten betragen 9860 Gulden - erbracht durch die Hauptvereine in Darmstadt, Frankfurt, Stuttgart und Wiesbaden sowie den Gesamtverband in Leipzig.

1849 Der "Nassauische Hauptverein" weiht die erste von ihm finanzierte Gustav-Adolf-Kirche in Hochheim am Main ein.

1914 Bis 1883 entstehen in Hessen neun Diaspora-Kirchen, bis 1914 weitere 24. In den ersten 40 Jahren des Hauptvereins Nassau werden ebenfalls neun Diaspora-Kirchen gebaut, danach bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs weitere 19. Allein die Hauptgruppe Hessen brachte zwischen 1842 und 1914 knapp 2,3 Millionen Reichsmark für die Diaspora auf.

1923 Die Mega-Inflation im Deutschen Reich vernichtet alle finanziellen Reserven der Gustav-Adolf-Stiftung. Der Gesamtverband und die Hauptgruppen müssen nach der Währungsreform wieder bei Null anfangen.

1933- 45 Nach anfänglich peinlicher Anbiederung an die Nationalsozialisten leidet der Gustav-Adolf-Verein unter der staatlich betriebenen Gleichschaltung. Die Kirche wird im Staat zurückgedrängt, die Steuerfreiheit des GAV 1943 endgültig aufgehoben.

1946 Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland lobt die engagierte Diasporaarbeit der Gustav-Adolf-Stiftung in den vergangenen 100 Jahren. Sie wird seit dem Sommer unter dem Namen "Gustav-Adolf-Werk der EKD" fortgeführt.

1946 Die Hauptvereine Hessen und Nassau schließen sich im September in Ingelheim zusammen. Der neue Name: "Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau". Obwohl Frankfurt am Main zum Gebiet der Landeskirche gehört, bleibt hier eine eigene Hauptgruppe bestehen.

1992 Das GAW in Hessen-Nassau feiert 150jähriges Bestehen. In den zurückliegenden 25 Jahren spendete das Werk fast 5,7 Millionen Mark für Gemeinden außerhalb des eigenen Kirchengebiets und weitere 600.000 Mark für hessische Gemeinden. Dazu kommen 370.000 Mark Kinder- und Jugendgabe sowie 130.000 Mark für theologische Stipendien.

2007 Am 01. Januar 2007 Vereinigung der beiden hessischen Hauptgruppen: "GAW-EKHN" und "GAW-Frankfurt/Main" zu "Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau" Die Verabschiedung des Frankfurter Vorstandes fand in einem Gottesdienst am 25. Januar 2007 in der Heilig-Geist-Kirche im Dominikaner Kloster statt.
Am Gottesdienst beteiligt waren, neben dem Vorstand aus Frankfurt, der Generalsekretär des GAW-EKD Pfr. Hans Schmidt (Predigt) und der Justitiar Sebastian Geisler, die auch die Verabschiedung vornahmen, sowie der Vorsitzende und einige Vorstandsmitglieder des GAW-EKHN.
Seit 01. Januar 2007 gehören dem Vorstand des GAW-EKHN Pfr.i.R. Bernd Wangerin, Frankfurt und Kirchenoberamtsrat Siegfried Großmann, Frankfurt, als ordentliche Mitglieder an.


175. Jubiläum GAW am 30. Oktober 2016 in Darmstadt

Im Oktober jährte sich der Aufruf des Darmstädter Hofpredigers und Prälaten Karl Zimmermann, den evangelischen Glaubensgenossen in der Diaspora zu helfen. Das GAW Hessen-Nassau feierte den Tag des Aufrufs mit einer ganztägigen Veranstaltung in Darmstadt.

Der Jubiläumsgottesdienst fand fast auf den Tag 175 Jahre nach dem Aufruf Zimmermanns am selben Ort statt: der Stadtkirche Darmstadt. Im gut besuchten Gottesdienst predigte die Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten der EKHN, Ulrike Scherf über den Predigttext zum Reformationstag (Römer 3,21-28). In der Liturgie wirkten mit: der evangelische Bischof von Österreich, Prof. Dr. Michael Bünker, der Präses der EKHN-Synode, Dr. Ulrich Oelschläger und der 1. Vorsitzende der GAW-Hauptgruppe Hessen-Nassau, Pfarrer Matthias Loesch.

Pfarrer Gerhard Hechler konnte zahlreiche Gäste aus dem Bereich Kirche und Öffentlichkeit begrüßen. Er verlas darüber hinaus Grüße von befreundeten Kirchen aus der Diaspora. Zum Jubiläum hatte sich höchst überraschend auch Karl Zimmermann eingefunden, als Gemälde war er von den Nachkommen Zimmermanns auf die Reise nach Darmstadt geschickt worden. Das Gemälde stammt von 1852 und ist vom Hofmaler August Noack gemalt.

Nach dem Gottesdienst gab eine Auswahlbläsergruppe des Posaunenwerkes der EKHN, „Brass-ON“ aus Oberhessen und dem Dillkreis, vor der Stadtkirche ein Platzkonzert (Leitung: Landesposaunenwart Albert Wanner). Die Nachmittagsveranstaltung wurde eingeleitet von einem Bericht einer Jugendgruppe aus dem Dekanat Bergstraße über ihren Jugendaustausch mit einer portugiesischen Jugendgruppe aus Cova und Figuera da Foz.

In seinem anschließenden Festvortrag unter dem Titel „Diasporaarbeit als Menschenrechtsarbeit“ beschäftigte sich Bischof Dr. Bünker mit der Minderheitensituation der evangelischen Christen in Österreich, Deutschland und Europa. Er forderte dazu auf, auf dem Boden der reformatorischen Grundsätze das Salz in der Suppe der jeweiligen Länder zu sein und die Werte der Reformation zu leben und auszustrahlen.

Der Jubiläumstag war eine würdige und schöne Veranstaltung, so die einhellige Meinung vieler Teilnehmer.