Aus der Chronik der Frauenarbeit im GAW

Der Arbeitskreis der Gustav-Adolf-Frauenvereine 1936 vor dem Franz-Rendtorff-Haus in Leipzig

Die Gründung

1851

Am 21. November 1851 wird auf Initiative von Adele Dorn der „musikalische Frauenverein zum Besten der Gustav-Adolf-Stiftung“ in Berlin gegründet. 1852 erfolgt die Empfehlung an alle Haupt- und Zweigvereine, ähnliche Frauenvereine zu bilden.

Eine Gustav-Adolf-Frauengruppe um Louise Wildt bestand in Rees am Niederrhein schon seit 1848. Es existieren jedoch keine Gründungsunterlagen, sodass das Jahr später nach mündlichen Angaben ermittelt worden ist.

Die Frauenarbeit im GAW ist die älteste evangelische Frauenarbeit in Deutschland.

1862

Die Frauenvereine treffen auf ein großes Interesse von Frauen, sich zu engagieren und breiten sich schnell aus. 1862 gab es bereits 175 Frauenvereine. Den Frauenvereinen gelang es, die Anliegen des GAV stärker in die Gemeinden zu tragen. Die GAV-Hauptversammlung legte dagegen fest, dass sie nur „ergänzende“ Funktion haben und sich ganz auf die weiblichen „Spezialitäten“ konzentrierten sollten. Dennoch durften sie über zwei Drittel ihrer Sammlungsergebnisse selbst verfügen.

1875

Die inzwischen 347 Frauenvereine tragen immer mehr zu den Gesamteinnahmen der jeweiligen Orts- und Hauptvereine bei oder „überflügeln“ gar teilweise das Sammlungsergebnis der Männervereine. Ihre Aktivitäten: durch Handarbeiten, Basare und Konzerte Spenden sammeln, Wäsche und Kleidungsstücke für Konfirmandenanstalten in der Diaspora nähen. Zu anderen Frauenvereinen im Kaiserreich bestand kein Kontakt.

 

Jährliche gemeinsame „Liebesgabe“

1885

Der Leipziger Frauenverein regt den Gedanken eines jährlichen gemeinsamen Liebeswerkes der Frauenvereine an. Er übernimmt auch eine führende Rolle innerhalb der Frauenvereine der Gustav-Adolf-Stiftung.

1886

Das erste gemeinsame Liebeswerk der Frauenvereine, dem sich ein Viertel der inzwischen 421 Vereine anschließen, wird für ein Waisenhaus in Ostrowo in heutigen Polen gesammelt.

1900

Die Zahl der GA-Frauenvereine wächst auf 604. Immer mehr Vereine schließen sich der gemeinsamen Jahressammlung an. Trotz ihrer großen Anzahl wird den Frauenvereinen wenig zugetraut und jegliches Verantwortungsbewusstsein abgesprochen (die Rede ist von „Gefühlswirtschaft“). Der Centralvorstand überlässt den Hauptvereinen, wie sie mit der „Frauenfrage“ umgehen.

1917-19

Frauen werden erstmals in die Leitung der Zweig- und Hauptvereine mit einbezogen. Frauenvereine an sich haben aber kein Stimmrecht.

 

Die Modernisierung der Frauenarbeit

1926

Die GAV-Hauptversammlung beschließt, den Frauen eine Sonderstimme auf den Hauptversammlungen zu gewähren.

1928

Im März schließen sich die bestehenden 509 Frauenvereine zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, die ab 1929 unter dem Namen Arbeitskreis der Gustav-Adolf-Frauenvereine firmiert. 1930 wird Olga von Stieglitz die erste Leiterin der Arbeitsgemeinschaft.

1940

Anstellung einer „Berufsarbeiterin“ für die Frauenarbeit in der Centrale in Leipzig. Ihre Aufgaben sind Vortragsreisen, die Organisation von Schulungen und die Koordinierung der Frauenarbeitskreise und ihrer Sammlungen.

 

Ost und West

1953

Die Frauenarbeiten Ost und West werden getrennt. Die Frauenarbeit (Ost) sammelt vor allem für die Ausstattung und Renovierung von Kirchen in der DDR. Die Werbung für die Frauenliebesgabe kann in der DDR jedoch nur eingeschränkt stattfinden, vor allem durch Briefe.

1966

Nach jahrelangem Ringen erhält die Frauenarbeit (West) einen ordentlichen Sitz in der Mitgliederversammlung. Ab jetzt können Frauen Mitglied im Vorstand werden. Dieses Recht wird ihnen im GAW (Ost) erst zwei Jahrzehnte später gewährt.

1991

In der Zentrale in Kassel wird wieder eine Stelle für eine hauptamtliche Mitarbeiterin geschaffen.

1992

Die Leiterinnen der GAW-Frauengruppen Ost erklären ihren Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft der Frauen. Die „Frauenliebesgabe“ wird zum Jahresprojekt umbenannt.


Leiterinnen der Gesamtfrauenarbeit

Olga von Stieglitz 1930-1932

Sophie Meyer 1932-1946

Ruth Delling 1950-1983 (Gesamtfrauenarbeit und Frauenarbeit Ost)

Gerda Badt 1952- 1964 (Vertreterin in der Bundesrepublik)

Edith Brinksmeier 1983-1990 (Frauenarbeit Ost)

Grete Eisenhut 1965-1969 (Frauenarbeit West)

Elfriede Lempp 1970-1975 (Frauenarbeit West)

Brigitte Schrödter-Hoffmann 1975-1983 (Frauenarbeit West)

Anneliese Held 1984-1991 (Frauenarbeit West)

Vera Gast-Kellert 1991-2015

Inge Rühl seit 2015


Bücher über die Geschichte der GAW-Frauenarbeit

Die evangelische Diaspora
„dazu einige Frauen“
160 Jahre Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werks

Aufsätze und Berichte zur Geschichte und zur aktuellen Situation der Frauenarbeit im GAW und zu derzeitigen frauenspezifischen Entwicklungen, wie Frauenordination oder der Rolle der Frau in Kirche und Gemeinde, in Partnerkirchen.



Hrsg. vom Gustav-Adolf-Werk e.V., 240 S., mit Fotos, ISBN: 978-3-87593-111-2, Preis 3,50 EUR

Bestellungen: verlag@gustav-adolf-werk.de, Tel.: 0341/490 62 13 oder über den Buchhandel.

Gudrun Grashof

Louise Wildt (1809-1906)
Versuch einer Biographie

Eine Annäherung an das Leben und Wirken einer starken Frau des 19. Jahrhunderts. Louise Wildt gilt als einer Gründerinnen der Frauenarbeit im GAW und war in ihrer Zeit als Nothelferin weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt Rees bekannt.



55 S., ISBN: 978-3-86805-653-2, 7 €


Bestellungen: nur über den Buchhandel erhältlich.