Die Chronik

1832 Gründung der Gustav-Adolf-Stiftung in Leipzig/Sachsen

Christian Großmann

Anlässlich der Gedenkfeiern zum 200. Todestag des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf ruft der Leipziger Superintendent Prof. D. Christian Großmann dazu auf, die Protestanten in der Diaspora zu unterstützen.
Gegründet werden soll "... eine Anstalt zu brüderlicher Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen und zur Erleichterung der Not, in welche durch die Erschütterung der Zeit und durch andere Umstände protestantische Gemeinden in und außer Deutschlands mit ihrem kirchlichen Zustand geraten, wie dies nicht selten bei neu entstehenden Gemeinden zu sein pflegt."

>> Warum Gustav Adolf? Diskussionen um den Namensgeber

1833 Das erste Projekt

Die lutherische Siedlungsgemeinde Karlshuld im Donaumoos bei Ingolstadt erhält die erste von der Gustav-Adolf-Stiftung vergebene finanzielle Hilfe.

 

1841 Gründung eines Diasporavereins in Darmstadt/Hessen

Karl Zimmermann

Der Darmstädter Hofprediger Karl Zimmermann richtet einen "Aufruf an die protestantische Welt": "Protestanten, Lutheraner, Reformierte, Anglicaner, und welche Namen Ihr führen möget, Glieder der protestantischen Kirche, welches auch Eure besondere Glaubensansicht sei, ob Ihr Supranaturalisten oder Nationalisten oder Vermittelnde seid, ob man Euch Altlutheraner oder Neuevangelische, Pietisten oder Mystiker oder noch anders nennt, Protestanten - ich fasse das Wort im weitesten Sinne - weihet den heutigen Tag durch den Entschluß, einen Verein für die hilfsbedürftigen protestantischen Gemeinden zu gründen."

1842 Zusammenschluss

Die sächsische Gustav-Adolf-Stiftung und der hessische Diasporaverein schließen sich in der Thomaskirche zu Leipzig unter dem Namen "Evangelischer Verein der Gustav-Adolf-Stiftung" zusammen. Organisationsform: Gleichberechtigte Haupt- und Zweigvereine "in den deutschen Landen".

1843 Der erste Projektkatalog

Der erste Projektkatalog erscheint. Im Projektkatalog werden seither jährlich alle Anträge protestantischer Diasporagemeinden auf finanzielle Unterstützung zusammengefasst.

1844 Hilfe nach Übersee

Erste Kontakte nach Lateinamerika (Buenos Aires) werden geknüpft.

1851 Beginn der Gustav-Adolf-Frauenarbeit

Zur Unterstützung des Gustav-Adolf-Vereins im Rheinland wird 1848 in Rees der erste Gustav-Adolf-Frauenverein gegründet. 1851 entstand in Berlin der erste Frauenkreis, dessen Existenz sich durch schriftliche Quellen belegen lässt. Dieses Datum feiert die heutige Arbeitsgemeinschaft der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk als ihren Geburtstag.

1886 Das erste Jahresprojekt der Frauenarbeit

Die "Gustav-Adolf-Frauen" unterstützen erstmals ein eigenes Projekt. Diese erste, sogenannte Frauenliebesgabe (heute: Jahresprojekt der Frauenarbeit) geht an die Waisenanstalt in Ostrowo/Posen.

1904 Die erste Kinder- und Jugendgabe

Der Bremer Pastor Paul Zauleck ruft zu einer regelmäßigen Kindergabe im Gustav-Adolf-Verein auf. Die Gemeinde St. Joachimstal in Böhmen erhält diese erste Kindergabe.

1930 Einweihung des Franz-Rendtorff-Hauses

In Leipzig wird das Franz-Rendtorff-Haus eingeweiht. Bis 1993 wohnen dort Theologiestudenten verschiedener evangelischer Diasporakirchen. Benannt ist das Haus nach Franz Rendtorff (1860-1937), Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig und Vorsitzender des Gustav-Adolf-Centralvereins (1917-1934).

1933-1945 Der GAV im Nationalsozialismus

1935: Die Hauptversammlung des GAV verabschiedet eine neue Satzung, die Führerprinzip und Zentralismus einführt. Dies führt zu vehementen Streitigkeiten mit verschiedenen Hauptvereinen. Der Hauptverein Berlin-Brandenburg akzeptiert die neue Satzung erst 1939. Die Arbeit des GAV wird durch Sammlungsgesetzgebung und Devisenbestimmungen zunehmend eingeschränkt. Die Unterstützung konzentriert sich auf die „deutschen Volksgenossen“.

1943: Die Zentrale des Gustav-Adolf-Vereins in der Leipziger Innenstadt an der damaligen Weststrasse in unmittelbarer Nähe zum Neuen Rathaus und in Nachbarschaft zur katholischen Propsteikirche wird am 4. Dezember während eines Bombenangriffs völlig zerstört. Dabei wird die bedeutende Diasporabibliothek vernichtet. Die Verwaltung des Gustav-Adolf-Vereins zieht ins Franz-Rendtorff-Haus und ist zusätzlich zum Studentenwohnheim dort untergebracht.

1946 Unter der Obhut der Evangelischen Kirche in Deutschland

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erklärt, dass die Arbeit des Gustav-Adolf-Vereins unter der offiziellen Bezeichnung "Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland" fortgeführt werden soll. Der Rat zieht damit die Konsequenz aus einem Jahrhundert enger Zusammenarbeit zwischen den evangelischen Landeskirchen und dem Gustav-Adolf-Verein.

1947-1965 Gemeinsame Arbeit im geteilten Deutschland

Ehemalige GAW-Zentrale in Kassel

1947: Infolge der Teilung Deutschlands wird zusätzlich zur Zentrale des Gustav-Adolf-Werks in Leipzig eine Geschäftsstelle für den Bereich der westlichen Besatzungszonen eingerichtet: zunächst in Assenheim - 1952 in Kassel.

1948: Die Hauptgruppen des Gustav-Adolf-Werks im Westen Deutschlands schließen sich zur "Notgemeinschaft der Gustav-Adolf-Stiftung" zusammen. Diese Notgemeinschaft wird als vorübergehendes Provisorium verstanden. Die Diasporaarbeit wird weiterhin von Leipzig aus geleitet.

1963: Die Arbeit des Gustav-Adolf-Werks im geteilten Deutschland gestaltet sich zunehmend schwieriger. Das Überleben des GAW ist gefährdet. Das Gustav-Adolf-Werk (West) wählt deshalb zum ersten Mal einen eigenen Vorsitzenden. Die Hauptgruppen im Osten Deutschlands gründen eine "Arbeitsgemeinschaft des Gustav-Adolf-Werks in der Deutschen Demokratischen Republik", die elf Jahre später als Werk des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR anerkannt wird.

1966 Die „Berliner Vereinbarung“

In der so genannten "Berliner Vereinbarung" wird das Verhältnis zwischen Gustav-Adolf-Werk (West) und Gustav-Adolf-Werk (Ost) geregelt. Beide Werke bekennen sich zum Auftrag des bisherigen Gesamtwerks und geben sich gleichzeitig frei zum selbständigen Handeln in ihren Bereichen.

1992 Neugründung im vereinten Deutschland

In Herrnhut wird nach Auflösung der Gustav-Adolf-Werke Ost und West das "Gustav-Adolf-Werk e.V. Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" gegründet.

1994 Zentrale in Leipzig

König Karl XVI. Gustav und Königin Silvia

Als erstes kirchliches Werk in Deutschland nimmt das Gustav-Adolf-Werk seinen Sitz in einem der neuen Bundesländer: Die Zentrale des neuen Werks zieht ins Franz-Rendtorff-Haus nach Leipzig. Die Zentrale des ehemaligen Gustav-Adolf-Werks (West) in Kassel wird geschlossen.

Besuch des Schwedischen Königspaares auf Einladung des GAW anlässlich der Feierlichkeiten des 400. Geburtstag Gustav II. Adolf.

1997 Erweiterung des Stipendienfonds

Seit seiner Gründung ist es dem Gustav-Adolf-Werk ein besonderes Anliegen den theologischen Nachwuchs aus protestantischen Diasporakirchen zu fördern. 1997 wird der bestehende Stipendienfonds zu einem umfangreichen Studien- und Stipendienprogramm erweitert.

2000 Innerdeutsche Diaspora

Protestantische Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen in der innerdeutschen Diaspora werden seit 2000 wieder vom Gustav-Adolf-Werk unterstützt.

2010 Hilfsfonds für bedrängte und verfolgte Christen

Das GAW startet Hilfeleistungen für evangelische sowie orthodoxe Christen im Nahen Osten.

2013/14 „Weltweit Gemeinden helfen“

Das Gustav-Adolf-Werk führt eine neue Wort-Bild-Marke ein und entwickelt erstmalig ein Corporate Design für den einheitlichen Auftritt der Haupt- und Frauengruppen.

2016 Erste Präsidentin des GAW

Mit Prälatin Gabriele Wulz (Ulm) wurde im September 2015 erstmalig eine Frau ins Amt des Präsidenten des GAW gewählt. Sie übernimmt das Amt am 1. Januar 2016. Wilhelm Hüffmeier, GAW-Präsident 2003-2015, wird der Ehrenpräsident.