Diaspora

Als GAW helfen wir evangelischen Gemeinden, die uns partnerschaftlich verbunden sind und in der Diaspora leben. Aber was bedeutet dieses Wort "Diaspora"?

Wie das Salz in der Suppe

Diaspora heißt „Zerstreuung“ und „Aussaat“. Das griechische Wort wird im religiösen Sinn für die Minderheitssituation einer Glaubensrichtung unter Andersgläubigen benutzt. Es drückt sowohl die Einsamkeit im Glauben aus als auch die Chance, neue Impulse in die Gesellschaft einzubringen. Es ist gut und wichtig, dass diese kleinen anderskonfessionellen Minderheiten existieren und sie nicht von den Mehrheitskirchen vereinnahmt werden.

Diaspora: zerstreut und doch verbunden

Formen der Diaspora

Religiöse Diaspora

Von "religiöser Diaspora" spricht man, wenn z. B. eine christliche Minderheit in einem islamischen oder buddhistischen Land lebt. Das ist eine Situation, die oft mit Verfolgung, Bedrohung oder schweren Repressionen einhergeht, z. B. dem Verbot, Kirchen zu bauen, Pfarrer auszubilden, öffentliche Gottesdienste zu feiern oder andere Menschen einzuladen und zu gewinnen. Umgekehrt gibt es auch in christlich geprägten Ländern Diaspora anderer Religionen, die aber meist sehr tolerant behandelt wird.  

Konfessionelle Diaspora

Von "konfessioneller Diaspora" spricht man, wenn eine christliche Glaubensrichtung in der Minderheit gegenüber einer vorherrschenden (oft staatstragenden) anderen christlichen Glaubensrichtung lebt. In stark orthodox geprägten Ländern Osteuropas z. B. gibt es bis heute eine evangelische und eine katholische Diaspora, im katholisch dominierten Lateinamerika eine evangelische Diaspora und im evangelisch-lutherischen Skandinavien eine katholische Diaspora. Es ist grundsätzlich gut und wichtig, dass diese kleinen anderskonfessionellen Minderheiten existieren und sie nicht von den Mehrheitskirchen vereinnahmt werden. Das hat etwas mit dem Respekt vor den Grundrechten der Glaubensfreiheit und des Minderheitenschutzes zu tun. Damit werden auch das ökumenische Miteinander und die gegenseitige Toleranz gestärkt, weil die großen Kirchen an die kleinen denken müssen.  

Doppelte Diaspora

Von "doppelter Diaspora" spricht man z. B. in den stark säkularisierten Ländern Europas. Hier lebt oft eine christliche Konfessionsminderheit unter einer allgemeinen religiösen Minderheit aufgrund einer glaubenslosen Mehrheit der Bevölkerung. In Tschechien etwa sind die Menschen, die sich überhaupt zu einem Glauben bekennen, heute in der Minderheit. Wenn dann z. B. evangelische Christen nur 1 % der Bevölkerung ausmachen gegenüber 30 % Katholiken, leben sie in einer besonderen Zerstreuung – eine Minderheit in der Minderheit.

Innerdeutsche Diaspora

Von "innerdeutscher Diaspora" sprechen wir, wenn eine christliche Konfession innerhalb Deutschlands in der Minderheit ist. Das betrifft z. B. evangelische Christen in Oberbayern, aber auch in kleinen Regionen wie dem Eichsfeld oder in Teilen der sächsischen Oberlausitz. Das trifft aber auch besonders für Großstädte und Industrieregionen im Osten (zunehmend auch im Westen) Deutschlands zu.

Diasporahilfe

Diese Minderheiten haben meist keine ausreichende finanzielle Basis, weil sie nur geringe Mitgliederzahlen haben und kaum öffentliche Unterstützung bekommen. Jede Großkirche unterstützt deshalb ihre Geschwister in der Diaspora: personell, finanziell und ideell.

Evangelische Diasporahilfe leistet in Deutschland vor allem das GAW. Es hat die längste Tradition, das höchste Spendenaufkommen und die meisten Projekte. Speziell für lutherische Kirchen setzen sich der Martin-Luther-Bund und das Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes ein. Darüber hinaus unterstützen die einzelnen Landeskirchen ihre Partnerkirchen und initiieren Gemeindepartnerschaften.

Wir helfen evangelischen Gemeinden bei Neubau, Sanierung oder Modernisierung von Kirchen, Gemeindehäusern, Altenheimen, Jugendheimen oder Schulen. So helfen wir, Räume mit Leben zu füllen und gemeinsam Glauben zu leben.