Termine

LandesDiasporaTag 2021

Aufgrund der Corona-Beschränkungen wurde der für Juni geplante LandesDiasporaTag auf das nächste Jahr verschoben. Schon jetzt ergeht zu diesem Informations- und Begegnungstag herzliche Einladung.

Zeit: Montag, 14. Juni 2021, 10 bis 16.30 Uhr
Ort:
Voraussichtlich digital

Pfarrer Dr. Mario Fischer, Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, referiert zum Thema „Wenn Europa auf der Kippe steht, dann balancieren wir mit Gottvertrauen! Die evangelischen Kirchen und Europa“ und Dr. Thomas Greif, Historiker, lädt ein zu einer fakten- und anekdotenreichen Bilderreise durch das protestantische Europa.

 

Tagung der Diasporabeauftragten 2021

Die nächste Tagung der Diasporabeauftragten findet am 24./25. Oktober 2021 in Neuendettelsau statt.


Rückblick

Ursula Kugler im Gespräch mit Raphael Quandt - Foto: Gröschel-Pickel

Grenzüberschreitende perspektivwechsel

Denk - und Diskussionsanstöße bei Tagung der Diaspora-Beauftragten in Bayern

Die bayerischen Diasporawerke, Gustav-Adolf-Werk und Martin-Luther-Verein, laden ihre Ansprechpartner in den Dekanaten im zweijährigen Rhythmus zu einer Tagung nach Neuendettelsau ein; zuletzt im Oktober 2019 zum Thema: „perspektivwechsel - Leben, Arbeiten und Lernen in einem anderen Land, in einer anderen Kultur, in einer anderen Kirche“. In unserer immer enger zusammenrückenden Welt ist interkulturelle Kompetenz mehr denn je gefragt. Die Diasporaarbeit ist ein guter Lernort dafür - lenkt sie doch den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus zu den Menschen in den Partnerkirchen und ermöglicht Begegnungen. Was uns mit den Geschwistern in der Diaspora verbindet, ist der gemeinsame evangelische Glaube; vielfältig und verschieden sind Lebens- und Glaubensweisen, Gesellschaften und Kulturen. Lassen wir uns aufeinander ein, wird ein Lern- und Erfahrungsprozess angestoßen, der immer bereichernd, manchmal aber auch herausfordern ist.

„Weniger bedeutet oft mehr“ resümierte Referent Alfredo Malikoski, Pfarrer aus Brasilien und derzeit im Dienst in Bayern. Das „weniger“ bezog er auf Mitgliederzahlen, die in Diasporagemeinden da wie dort nicht üppig sind. In Brasilien begleitete er vier kleine Gemeinden, eine davon bestand aus nur acht Familien. Auch er war versucht zu fragen: Lohnt sich da ein Einsatz überhaupt noch? Doch dann erzählte er begeistert von dem aktiven Gemeindeleben, das sich entwickelte, von gut besuchten Gottesdiensten und einem Radioprogramm, das initiiert wurde, „damit man als Minderheit in der Gesellschaft gehört wird“. Sein Fazit: „Evangelisches Leben in der Diaspora kann so schön sein! Wo wir wenige sind, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wir igeln uns ein oder wir öffnen uns und nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Vieles ist möglich, auch wenn man klein ist!“.

Holger Manke, bayerischer Pfarrer und derzeit im Dienst im ungarischen Sopron (dt.: Ödenburg), schlug ähnliche Töne an. „Um gute Gemeindearbeit machen zu können, muss man nicht viel Geld in die Hand nehmen“. Seiner Erfahrung nach bräuchten Jugendliche keine luxuriösen Gemeinderäume; viel wichtiger sei es, sie ernst zu nehmen und als Pfarrer authentisch zu sein. Die Jugendlichen in Sopron würden spüren, dass ihm die Gemeinde wirklich am Herzen liegt. Was er an seiner Gemeinde in Ungarn schätzt ist, dass sich alle Generationen unter einem Dach zusammenfinden und es nicht so viele Spezialisierungen gibt (etwa die Kinder-, Jugend-, Seniorenarbeit). „Ich kenne alle Gemeindeglieder von klein bis groß“, sagte Manke. „Die Konfirmandenarbeit mache ich ganz bewusst und gerne selbst, um bei den Jugendlichen eine gute Basis zu schaffen, die sie in der Gemeinde hält“. Diasporaarbeitet bedeutet für Holger Manke nicht nur „Helfen mit Geld“, sondern auch: Was kann ich von den Partnern lernen? Gemeindepartnerschaften seien ein gutes Instrument, um dieser Frage nachzuspüren. Er würde sich aber wünschen, dass Besucher ihr „bayerisches Denken“ zurück- und sich offen auf Neues einlassen. Seiner Erfahrung nach sei es fast unmöglich, die Situation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn von Bayern aus zu verstehen. Kirche müsse auch immer im jeweiligen gesellschafts-politischen Kontext gesehen und verstanden werden. Die Abhängigkeiten zwischen Staat und Kirche seien in Ungarn andere als in Deutschland, erklärte Manke und führte das anhand einiger Beispiele aus.

Ein kurzweiliges Interview mit Kirchenrat Raphael Quandt, Referent für Ökumene und Mittelosteuropa in der bayerischen Landeskirche, ermöglichte Einblicke in dessen Dienst und versorgte die Zuhörer mit aktuellen Informationen aus Diasporakirchen. Diaspora-Beauftragte und andere Tagungsgäste, die bereits selbst Erfahrungen mit einem perspektivwechsel gesammelt hatten, trugen zu angeregten Gesprächen während der gesamten Veranstaltung bei.

Heike Gröschel-Pickel