Delegiertenversammlung in Bad Driburg 22.-24.9.2024
Kinder, Krieg und Klima
Im Eröffnungsgottesdienst predigte Vizepräsident Ulf Schlüter über Identität durch Geburt und durch die Taufe: „In Christus sind wir eins, wie unterschiedlich wir auch nach Herkunft, Status und Lebensumständen sind.“ Das verpflichte zu solidarischem Handeln.
Die gastgebende Kirche lud anschließend zu einem leckeren vegetarischen Abendessen. Dazu gab es Impulsreferate zum Thema „Zusammenhalt in einer divergierenden Gesellschaft“.
Im Bild: GAW-Präsident Dr. Martin Dutzmann dankt EKvW-Vizepräsident Ulf Schlüter
Beiträge aus Westfalen - informativ und humorvoll
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Bernd Langejürgen (oben Bild 1) sprach Merle Vokkert das Grußwort der Kirchenleitung (Bild 2). Sie erinnerte an die Unterstützung, die die westfälische Diaspora durch das GAW im 19. und 20. Jahrhundert erhalten hatte, und schlug den Bogen zu den aktuellen Herausforderungen für die Evangelische Kirche von Westfalen. Gerade wenn die Zahlen alles andere als ermutigend und die großen Volkskirchen auf dem Weg in die Minderheit seien, könne man hoffnungsvoll Kirche in der Gesellschaft sein. Genau das könne man von den kleinen evangelischen Kirchen in Süd- und Osteuropa, im Nahen Osten und in Lateinamerika lernen.
Synodalassessor Gunnar Wirth (Bild 3) servierte zur Vorspeise dann unter der Überschrift "Über das Leben im Schatten des Paderborner Doms" launig Informationen und Anekdoten über die Ökumene im Kirchenkreis Paderborn. Birgit Reiche (Bild 4) informierte über die Evangelische Frauenhilfe und die Beheimatung geflüchteter Frauen in Westfalen. Den Interreligiösen Dialog brachte Antje Lütkemeier am Beispiel des Projekts GlaubensGarten auf der Landesgartenschau in Bad Lippspringe ins Spiel. Und zum Schluss wurde die landeskirchliche Partnerschaft mit der Evangelische Kirche am La Plata und in Westfalen sichtbar: Christian Stephan, bis 2022 Pfarrer in seiner Heimat in Südamerika, jetzt Pfarrer in Versmold, und Luca Pals, der ein Freiwilliges Diakonisches Jahr in Argentinien verbrachte, wagten den Vergleich über evangelisches Leben hier und am La Plata. (Bild 5)
Der Abend war ein gelungener Auftakt zu einer inhaltsreichen Tagung, auf der Kinder, Krieg und Klima in den Blick genommen wurden. Dass bei so viel Krisen auch Hoffnung und Zusammenhalt spürbar waren, lag nicht zuletzt an den Gästen aus der Ukraine, Belarus, Polen und Tschechien. Schwerpunkt war ein nachdenklich machender Beitrag der Direktorin der Diakonie Polen, Wanda Falk, über die Kinder, deren Eltern als Arbeitsmigranten im Ausland arbeiten ("Eurowaisen"). Während bei uns die Versorgung alter und pflegebedürftiger Menschen ohne die sprichwörtliche "Polin für Oma" zusammenbräche, leiden die Kinder unter der Trennung; manche brechen die Schule ab und landen auf der Straße, viele nehmen psychisch Schaden.
Bewegend und ermutigend: Grußworte und Andachten aus Osteuropa
Kinder wollen einfach Kinder sein. Kein Projekt oder eine Person, die man als "Eurowaise" anspricht. Trotzdem brauchen sie Unterstützung, Bestärkung und neue Zuversicht, wenn die wichtigsten Bezugspersonen auf einmal weg sind, um im Ausland Geld zu verdienen. Was diese neue Situation für das Kind, aber auch für die Mutter bedeutet, davon berichteten den GAW-Delegierten Sohn Andrej und Mutter Magdalena am ersten Versammlungstag. Wanda Falk, Direktorin der Diakonie Polen, sprach von den Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. In Osteuropa seien zwischen 500.000 und einer Million Kinder betroffen. Viele nehmen psychisch Schaden, brechen die Schule ab und verbringen ihre Tage auf der Straße. Die sie betreuenden Verwandten, meist die Großeltern, oder Nachbarn kommen an ihre Grenzen. Alte Menschen brauchen eigentlich selbst die Unterstützung der mittleren Generation. Die Diakonie Polen bietet mit Unterstützung des GAW psychosozialer Betreuung und Begleitung an.
Alexander Gross ist Synodenpräsident der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine und Pfarrer in Odessa, in Dörfern im Gebiet Odessa und in Smijiwka, wo die lutherische Kirche durch den russischen Beschuss zerstört worden ist. Er sprach über die Frustration, wenn alles, was er in 22 Dienstjahren gesagt und getan hat, nun so fruchtlos erscheint. „Aber wenn wir jetzt nicht säen, kann nichts wachsen.“ Also werde im Vertrauen auf den Heiligen Geist weiterhin gearbeitet und gepredigt, sagte er mit Bezug auf das Gleichnis vom Senfkorn. Sein Gastgeschenk - eine Patronenhülse, aus der Blüten in den Farben der Ukraine wachsen - drückt Hoffnung aus.
Wladimir Tatarnikov ist Pfarrer in Grodno. Er betreut auch einige andere kleine Gemeinden in Belarus. Die Kirche in Grodno ist das einzige historische lutherische Kirchgebäude im Land und ein kulturelles Zentrum.
Kristyna Pilecká ist die erste Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Prag mit Tschechisch als Muttersprache. Sie hatte, wie einige andere Vorstandsmitglieder des GAW und Bernd Langejürgen, Kirsten Potz und Annette-Muhr-Nelson aus der Hauptgruppe Westfalen, am Morgen vor der Versammlung im Kirchenkreis Paderborn in den Gottesdiensten gepredigt.