Georgien: Ergotherapie und berufliche Perspektiven für traumatisierte Frauen

Im 19. Jahrhundert brachten pietistische Siedler aus Württemberg ihren lutherischen Glauben mit nach Georgien. Die stalinistischen Verfolgungen führten zu einem starken Einschnitt für die Evangelisch-Lutherische Kirche Georgiens (ELKG). Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Kirche jedoch wiederbelebt. Heute umfasst sie Gemeinden in Georgien, Abchasien, Aserbaidschan und Armenien. Die ELKG ist eine kleine Minderheitenkirche mit großer gesellschaftlicher Ausstrahlung, insbesondere durch ihr diakonisches Engagement.
Das Diakonische Werk der ELKG entstand bereits während der Perestroika-Zeit, wurde jedoch erst im Jahr 2000 offiziell registriert. Seine sozialen Projekte umfassen eine Suppenküche, ein Seniorenheim, Lebensmittelhilfen, häusliche Pflege, Musiktherapie für Kinder mit Behinderungen, Flüchtlingsarbeit und einen Migrationsdienst.
Das neueste Projekt zielt auf die psychosoziale Rehabilitation traumatisierter Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Fragen der psychischen Gesundheit und insbesondere die Gewalt gegen Frauen sind im Land nach wie vor stark tabuisiert. Es gibt kaum therapeutische Angebote.
Im ersten Schritt bietet das neu einzurichtende Therapiezentrum betroffenen Frauen Ergotherapie an, um ihre psychische Stabilität, ihr Selbstbewusstsein und ihre Unabhängigkeit zu fördern. In einem zweiten Schritt soll ein Café oder Bistro entstehen, wo die Teilnehmerinnen berufliche Erfahrungen sammeln und schrittweise in den Arbeitsmarkt integriert werden. Zusätzlich wird ein praktisches Ausbildungsprogramm für angehende Ergotherapeuten gestartet. Der Bedarf an diesem Berufsbild ist in Georgien hoch, die Ausbildung jedoch kaum etabliert.
Um Raum für das Therapiezentrum und das Café zu schaffen, muss ein Gebäude am Eingang zum Kirchengelände umgebaut und entsprechend hergerichtet werden.