Tschechien: Ein Pfarramt für Minderheiten

Einmal im Jahr treffen sich die nach Tschechien geflüchtete evangelische Christinnen und Christen aus Myanmar im Dorf Prechradí. Foto: EKBB Prechradí

Eine tschechische Gemeinde? Ja! Vor rund zehn Jahren setzte sich die damalige Pfarrerin in der Dorfverwaltung in Předhradí für Familien christlicher Flüchtlinge aus Myanmar ein. Heute stammt durchschnittlich die Hälfte der Gottesdienstteilnehmenden ursprünglich aus Myanmar.

Für Pfarrer Mikuláš Vymětal ist das ein wunderbarer Beispiel dafür, wie der Einsatz für marginalisierte Minderheiten die Kirchengemeinden selbst stärkt: „Diese Aktivitäten verändern die Kirchengemeinden. Die Hilfe an dem Anderen stärkt auch diejenigen, die helfen.“ Mikuláš Vymětal ist „Minderheitenpfarrer“.

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Tschechien hat das Sonderpfarramt 2013 eingerichtet, um die Stimmen von Minderheiten und sozial Ausgegrenzten zu stärken und in der Kirche und Gesellschaft Empathie für sie zu wecken. Gemeint sind Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Ausgrenzung erfahren – religiöse oder ethnische Minderheiten, Flüchtlinge, Menschen aus der LGTB+-Community und Roma. „Eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, damit Zusammenleben möglich ist“, umschreibt Mikuláš Vymětal seine Aufgaben. Durch Vorträge, Begegnungen, Publikationen, Social-Media-Aktivitäten aber auch durch Gottesdienste will er Bewusstsein dafür schaffen, dass Vielfalt Bereicherung ist.

Zurzeit ist jedoch das Hauptthema in der tschechischen Gesellschaft wie auch in der Kirche der Krieg in der Ukraine. Vymětal findet es sehr positiv, wie sich die Beziehung der Tschechen zu den Ukrainern ändert. „Bisher wurden die Ukrainer vor allem als Gastarbeiter wahrgenommen und oft übersehen. Jetzt sind sie ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft geworden“, sagt er. Aber er sieht auch, dass nicht alle Geflüchteten aus der Ukraine gleich willkommen sind. Wie die 500 Roma aus der Ukraine, die im Mai im Hauptbahnhof in Prag strandeten und unter völlig unzureichenden Bedingungen campten. Einige wurden abgeschoben in Internierungslager für illegale Flüchtlinge.

Um etwas gegen diese Ressentiments zu tun, hat Mikuláš Vymětal mit dem Synodalsenior der EKBB, Pavel Pokorný, die Menschen im Bahnhof besucht. Gemeinsam haben sie anschließend Vorschläge gemacht, wie die Situation dort gelöst oder zumindest gebessert werden könnte.

Das GAW will die wichtige Arbeit des Minderheitenpfarramts mit 7 000 Euro unterstützen.

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