Weltklasse-Geigerin Anne-Sophie Mutter mit dem Gustav-Adolf-Preis ausgezeichnet

Herausragender Einsatz für Kinder in Osteuropa

files/gaw/bilder/Nachrichten/2011/Loesch_Mutter.jpg„Der heutige Tag ist Bestätigung und Herausforderung für die Zukunft zugleich“, bedankte sich Anne-Sophie Mutter für die Verleihung des Gustav-Adolf-Preises, den sie am 9. Dezember 2011 in der Wormser Dreifaltigkeitskirche entgegen nahm. Das Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ehrte die Weltklasse-Geigerin für ihr außergewöhnliches soziales Engagement. Die Musikerin

Matthias Loesch überreicht Anne-Sophie
Mutter den Gustav-Adolf-Preis 2011

nehme in herausragender Weise ihre „evangelische Verantwortung“ wahr, indem sie sich für den Schutz und das Lebensrecht von Minderheiten sowie für ein Miteinander verschiedener Kulturen einsetze, so der Vorsitzende des evangelischen Hilfswerks, Pfarrer Matthias Loesch.

„Die Starken sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an sich selbst haben“, zitierte Pfarrer Dr. Sigurd Rink, Propst für Süd-Nassau und Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in seiner Predigt aus dem Römerbrief des Apostel Paulus. Damit führte er den Besuchern die „urevangelische“ Haltung von Anne-Sophie Mutter vor Augen, die sich in besonderer Weise für den Schutz und das Lebensrecht von Minderheiten, etwa für Kinder in Lettland, Rumänien und Weißrussland, engagiert. Wer wüsste es besser als die Musiker, so Rink weiter, dass sich alle Dinge stets im Wandel befänden. Mit dem Aphorismus „panta rhei“ als Metapher für die Prozessualität der Welt verdeutlichte der Pfarrer, dass etwa ein Musikstück kein zweites Mal in völlig identischer Form zu hören sei. „Oft sind es diejenigen, denen das Fließende und damit auch die Vergänglichkeit bewusst sind, die sich darum bemühen, Brücken zu schlagen“, erklärte Propst Dr. Sigurd Rink den selbstlosen Einsatz der Preisträgerin.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin a.D. und Mitglied des Bundestages bat in ihrer Fürbitte darum, dass Augen und Ohren der Menschen offen blieben für die Kinder und die Schwachen in dieser Welt. Es möge denen Kraft gegeben werden, die sich für die Benachteiligten einsetzen, so die Politikerin. In ihrer Laudatio auf Anne-Sophie Mutter hob Wieczorek-Zeul hervor, dass das Engagement Einzelner ohne Frage Vorbildcharakter habe. Die Aktivitäten der Preisträgerin machten jedoch auch darauf aufmerksam, dass immer noch zu viele Kinder weltweit in sozialer Not leben.

Die Bedeutung dieses Preises könne sie nicht in Worte fassen, zeigte sich Anne-Sophie Mutter in ihrer Dankesrede gleichermaßen berührt und dankbar. Der Musik würde nur selten die Möglichkeit zugeschrieben, gesellschaftlichen Einfluss auszuüben. Umso mehr freue sie sich, als erste Musikerin den Gustav-Adolf-Preis der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau entgegen nehmen zu dürfen. Mit ihren Benefizkonzerten nimmt die Musikerin regelmäßig die Möglichkeit wahr, sozialen Projekten finanzielle Hilfe zukommen zu lassen. So gibt sie auch den monetären Teil des Preises für wohltätige Zwecke weiter. Das Preisgeld über 5.000 Euro erhält die Stiftung von Hanna und Paul Gräb, denen sich Anne-Sophie Mutter seit frühster Kindheit verbunden fühlt. In ihrer Rede dankte die Geigerin diesen beiden Ehrengästen in liebvoller Weise dafür, dass sie ihr stets ein „bewundernswertes Vorbild“ für gelebte Nächstenliebe gewesen seien. Der Pfarrer, der Anne-Sophie Mutter getauft und konfirmiert hatte, und seine Frau Hanna geben behinderten Menschen im Haus der Diakonie im südbadischen Wehr-Öflingen Raum für kulturelle Aktivitäten.

Natürlich spielte die Musik an diesem Abend eine besondere Rolle. Nicht zuletzt, weil man sich am Anfang jenes Kirchenjahres befände, in dem die Evangelische Kirche in Deutschland im Rahmen der Reformationsdekade den thematischen Schwerpunkt auf die Kirchenmusik gesetzt habe, wie Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der EKHN betonte. Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten daher der renommierte Wormser Bachchor unter der Leitung von Dekanatskirchenmusikerin Ellen Drolshagen, Kantor Christian Schmitt an der Orgel sowie die Mezzosopranistin Simone Garnier.

Text und Foto: Yvonne Schnur

Zurück