Ukraine: Kirchenspaltung noch nicht beendet

Sergej Maschewski unterzeichnet Vereinbarung mit Missouri-Synode

Pfarrer Matthew Harrison von der Missouri-Synode und Sergej Maschewski; Screenshot vom YouTube-Kanal der Missouri-Synode

Am 30. Juli unterzeichneten die Lutherische Kirche – Missouri-Synode aus den USA und die sogenannte „Evangelische Kirche der Ukraine“, als deren Bischof Sergej Maschewski auftrat, eine Vereinbarung der gegenseitigen Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Eine solche Kirche existiert jedoch offiziell nicht. Sie ist eine Abspaltung von fünf Gemeinden der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU). Die Lutherische Kirche – Missouri-Synode ist die zweitgrößte lutherische Kirche in den USA und stark konservativ geprägt.

In der Amtszeit von Sergej Maschewski als Bischof der DELKU 2014-2018 kam es zu wirtschaftlichen Unregelmäßigkeiten und einer Spaltung der Kirche. 2018 wählte die Synode der DELKU eine neue Kirchenleitung unter Pfarrer Pawlo Schwarz. Seitdem befindet sich die Kirche mit ihren rund 1.000 Mitgliedern und 13 Gemeinden in der ganzen Ukraine im Prozess der Konsolidierung und Versöhnung. Sergej Maschewski akzeptierte diese Wahl nicht und sieht sich weiter als rechtmäßiger Bischof. Einige Gemeinden halten weiter zu ihm.

Die Kirchenleitung der DELKU reagierte mit einem Offenen Brief an die Missouri-Synode und zeigte sich traurig und empört. Sergej Maschewski sei nicht mehr Pfarrer der DELKU und nicht berechtigt, Dokumente in ihrem Namen zu unterschreiben. Auch existiere keine andere staatlich anerkannte Kirche, deren Bischof er sei. Die Unterzeichnung der Vereinbarung stelle daher „einen groben Eingriff in die inneren Angelegenheiten der DELKU und die Legitimierung des Schismas dar.“

Die lutherische Kirchenleitung beklagte zudem die Verbreitung von Fehlinformationen auf dem YouTube-Kanal der Missouri-Synode. In einem Video vom 1. August behauptete der Direktor für Kirchenbeziehungen der Missouri-Synode Pfarrer Jonathan Shaw, die DELKU hätte sich unter deutschem Einfluss „vom Evangelium weg hin zum Liberalismus gewendet“.

Dem widersprach die DELKU. Seit ihrer Gründung sei die Kirche selbstverwaltet und nie ein Zweig der EKD gewesen. Das Wort „deutsch“ im Namen beziehe sich auf die Herkunft der Menschen, die die Kirche nach der Sowjetzeit wiederaufgebaut hätten. Wegen ihrer Nationalität seien sie in der Sowjetzeit verfolgt worden. Die Beziehungen zu Partnern aus Deutschland basierten seit jeher auf Dialog; alle Entscheidungen über Lehre und Dienst seien von der Kirche selbst getroffen worden. So gebe es in der DELKU beispielsweise keine ordinierten Pfarrerinnen, keine Öffnung des Pfarramts für homosexuelle Theologen und keine Segnung von homosexuellen Paaren. „Der Hauptgrund für den Konflikt zwischen Sergej Maschewski und der DELKU ist nicht die Theologie oder das Amt, sondern sein Missbrauch des Amtes und der Finanzen der Kirche“, erklärte die DELKU.

Die Lutherische Kirche – Missouri-Synode hat selbst deutsche Wurzeln. Gegründet wurde sie im Jahr 1847 von lutherischen Auswanderern vorwiegend aus Sachsen. Diese waren in die Vereinigten Staaten emigriert, um dem in ihrer Heimat dominanten theologischen Rationalismus zu entfliehen. Die Missouri-Synode unterstützt heute weltweit lutherische Kirchen finanziell und mit theologischer Ausbildung.

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