Ukraine: Fast 500 religiöse Gebäude zerstört oder beschädigt
Die ukrainische NGO Institut für Religionsfreiheit hat ihre neusten Zahlen zu den Auswirkungen des Kriegs auf die ukrainischen Religionsgemeinschaften vorgestellt. Durch den russischen Angriffskrieg sind in elf Monaten mindestens 494 religiöse Gebäude, geistliche Bildungseinrichtungen und Heiligtümer völlig zerstört, beschädigt oder durch russische Soldaten geplündert worden.
Geografisch sind vor allem die Gebiete im Osten, insbesondere die Regionen Donezk und Luhansk, sowie die Regionen Kiew und Charkiw betroffen. Lediglich in einigen westlichen Gebieten wurden keine zerstörten oder beschädigten Kirchengebäude verzeichnet. Das Institut für Religionsfreiheit dokumentierte auch Fälle, in denen religiöse Gebäude von der russischen Armee besetzt und als militärische Basen oder Gefechtsstellungen benutzt wurden.
Von den einzelnen Konfessionen ist die Ukrainische Orthodoxe Kirche, die bis Ende Mai 2022 dem Moskauer Patriarchat unterstand, mit 143 Kirchen und anderen kirchlichen Einrichtungen am stärksten betroffen. Zusammengerechnet haben jedoch die evangelischen Kirchen in der Ukraine 170 Gebäude verloren, darunter 75 Kirchen von Pfingstgemeinden, 49 baptistische Gebetshäuser, 24 adventistische Gebäude und 22 Einrichtungen von „anderen“ evangelischen Kirchen. Da evangelische Gläubige nur 5 % Prozent der Bevölkerung der Ukraine ausmachen, sie sind sie überproportional betroffen. Auch zwölf Synagogen und andere jüdische religiöse Stätten, sowie acht Moscheen und muslimische Kulturzentren sind beschädigt.
Neben den physischen Schäden an Gebäuden dokumentiert das Institut auch Übergriffe auf religiöse Akteure und Gläubige durch die russische Armee und Geheimdienste, insbesondere in den besetzten Gebieten. Geistliche und Gläubige seien oft aufgrund ihrer ukrainischen Sprache, Zugehörigkeit zu einer anderen Konfession oder anderen Merkmalen ukrainischer Identität zur Zielscheibe der russischen Besatzungsbehörden geworden. Auch bei diesen Übergriffen sind Gläubige evangelischer Kirchen besonders betroffen, weil sie von russischen Armeeangehörigen als amerikanische Spione, Sektierer und Feinde des russischen orthodoxen Volks betrachtet werden. (NÖK)
Nachtrag: Auch die GAW-Partnerkirche Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU), hat Gebäudeschaden durch die russische Aggression erfahren. Westlich von Kiew wurde im Frühjahr 2022 eine von der DELKU unterstützte Obdachlosenunterkunft komplett zerstört. In Kiew und im Dorf Smijiwka wurden Lagerhäuser mit humanitärer Hilfe der Lutheraner zerstört. Im Februar 2023 wurde in Smijiwka das Pfarrhaus beschädigt. Zudem hat die DELKU einige kirchliche Gebäude in den weiterhin besetzten Gebieten.