Tschechien: EKBB verurteilt den Missbrauch von „christlichen Werten“ durch Vertreter der Politik

Der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder hat am 18. Oktober 2016 in einer Stellungnahme die missbräuchliche Benutzung des Begriffs „christliche Werte“ verurteilt. „Wir sind sehr besorgt über die Art und Weise, wie einige Politiker in den letzten Monaten eine Rückkehr zu ‚christlichen Werten und Wurzeln‘ fordern.“ Die Mitglieder des Synodalrats halten es nicht für hinnehmbar, dass der Begriff „christlich“ als Floskel eingesetzt werde, wenn es darum gehe, „Vorurteile und Hass gegen Ausländer, vor allem Muslime, zu verbreiten, Unterstützung für Flüchtlinge zu verweigern, einen Kampf der Kulturen heraufzubeschwören oder einen Geist des Nationalismus zu entwickeln“.

Es liege an Christen, sicherzustellen, dass das Wort „christlich“ nicht sinnentleert werde. Das Evangelium als gute Nachricht soll Brücken zwischen den Menschen bauen und steht im krassen Gegensatz zu den Versuchen, Dämme zu bauen und Feindseligkeit zu säen.

In Tschechien wächst zunehmend die Angst um die Demokratie. Aufgrund von aktuellen politischen Skandalen um den Staatspräsident Milos Zeman fordern Oppositionspolitiker und zahlreiche Vertreter der Zivilgesellschaft auf, aus Protest dem Staatsakt am 28. Oktober fernzubleiben. Zeman hatte mit politischem Druck versucht, andere Politiker von einem Treffen mit dem Dalai Lama abzuhalten und verknüpfte die Vergabe von staatlichen Auszeichnungen mit der Loyalität zu seiner Persönlichkeit und Politik.

Deshalb soll der Tag der Tschechoslowakischen Unabhängigkeit am 28. Oktober erstmals an verschiedenen Orten und nicht wie üblich an der Prager Burg gefeiert werden. Der Synodalpräsident der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Daniel Ženatý, lehnte eine Teilnahme an der offiziellen Feier an der Burg ebenfalls ab. Der Rektor der Karlsuniversität Prag ruft Studierende zur Feier bei der Masaryk-Statue vor dem Hradschin auf, Politiker laden zum Treffen auf dem Altstädter Ring ein.

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