Tschechien: Die Anzahl der Gläubigen hat sich stabilisiert

Figuren auf der Karlsbrücke in Prag. Foto: Pixabay

In Tschechien wurden im Januar die ersten Ergebnisse des Zensus 2021 veröffentlicht, darunter auch Zahlen zur Religionszugehörigkeit. Das Land zählt zu den am stärksten entkirchlichten Ländern in ganz Europa.

Von rund 10,5 Mio. Gesamtbevölkerung machten 30,1 % keine Angaben zu ihrer Religiosität und 47,8 % bezeichneten sich als nicht gläubig. 13,1 % bekannten sich zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft, weitere 9,1 % bezeichneten sich als gläubig ohne eine genauere Zuordnung. Die Ergebnisse Volkszählung bestätigten damit den Trend, dass die Gläubigen sich von einem institutionell gebundenen Bekenntnis abwenden, zugunsten einer freieren Beziehung zu den Kirchen und religiösen Organisationen. Die Zahl der Menschen, die sich als religiös verstehen, stieg erstmals nach mehreren Jahrzehnten sogar geringfügig an.

Die katholische Kirche bleibt mit 741 000 Gläubigen die größte Religionsgemeinschaft in Tschechien. Ihre Mitgliederzahl ist im Vergleich zu 2011 stabil geblieben. An der zweiten Stelle folgt die Orthodoxe Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei, die mit 40 681 Gläubigen ihre Mitgliederzahl verdoppelt und die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) auf den dritten Platz verwiesen hat.

Die EKBB kam bei der Volkszählung 2021 auf 32 577 Mitglieder, während es im Jahr 2011 noch 51 858 waren. Hier zeigt sich allerdings eine deutliche Diskrepanz mit der eigenen Zählung der GAW-Partnerkirche, die in der internen Statistik (Stand 2020) 64 010 Mitglieder in allen Alterskategorien einschließlich Kinder aufführt. Davon sind 28 111 Mitglieder stimmberechtigt, d.h. sie sind älter als 18 Jahre und beteiligen sich aktiv am Leben der EKBB.

„Die Ergebnisse des Zensus 2021 sind für uns eine wichtige Information“, sagt Pavel Pokorný, Synodalsenior der EKBB, weist jedoch auf Mankos bei der Abfrage der Religionszugehörigkeit während des Zensus hin. So war die Angabe der Religionszugehörigkeit freiwillig und es war keine Liste mit Namen der registrierten Kirchen vorgegeben. Die Menschen mussten den Namen der Kirche selbstständig eintragen. „Wer sind diese 27 149 Menschen, die unter der Kategorie ‚Protestant/Evangelisch‘ aufgeführt werden? Oder die 71 089 unter der Kategorie ‚Christlich‘? Wie viele von ihnen befinden sie sich eigentlich in einer Beziehung zur EKBB?“

Die Kirche wolle mit diesem Hinterfragen der Zahlen niemanden „einverleiben“, bekräftigt Pokorný: „Für das Leben und für die Zukunft der Kirche ist die Mitgliederzahl nicht entscheidend. Entscheidend ist, ob wir den Glauben, die Hoffnung und die Liebe leben. Ein tieferer Blick in die Zusammenhänge des Zensus kann uns freilich helfen, die Gesellschaft und die Menschen um uns herum besser zu verstehen.“

Die ausführlichen und soziologisch kommentierten Ergebnisse des Zensus sollen im Frühjahr erscheinen. Ein besonderes Licht auf die Volkszählung wirft die Tatsache, dass schon auf dem fünften Platz der zahlenstärksten Religionsgemeinschaften die Jedi-Ritter mit 21 023 Mitgliedern folgen, deren Glaubenssätze auf den „Star Wars“-Filmen basieren.

Zurück