Tschechien: Der Synodalrat der EKBB verurteilt die Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche zum Angriffskrieg gegen die Ukraine

Der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder hat einen offenen Brief an den Generalsekretär des Ökumenischen der Kirchen (ÖRK) geschrieben und wendet sich darin gegen eine Resolution der Russisch-Orthodoxen Kirche, in der sie unter anderem den Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine als heiligen Krieg bezeichnet. Diese wurde auf dem XXV. Weltrussischen Volksrates Ende November 2023 in Moskau verabschiedet. Der Kongress stand unter dem Leitwort „Gegenwart und Zukunft der russischen Welt“.

Der Synodalrat fordert den ÖRK auf, sich eindeutig gegen die Haltung der Leitung der Russisch-Othodoxen Kirche zu stellen.

Die EKBB ist in der Ukraine verbunden mit drei kleinen reformierte tschechischsprachigen Gemeinden ca. 100 km von Odessa entfernt. Sie leben dort seit über 100 Jahren. Die EKBB hält Kontakt, besucht die Gemeinden und leistet dort humanitäre Hilfe. (Mehr: https://glaube-verbindet.gustav-adolf-werk.de/2022/03/hilfe-aus-der-ekbb-zu-ihren-gemeinden/)

Hier zum Wortlaut des Briefes des Synodalrates der EKBB:

Offener Brief an den Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (SRC)

Prag, 15. April 2024

Lieber Bruder Generalsekretär,

im März dieses Jahres haben Sie Ihrer Aufforderung zur Zahlung unseres Mitgliedsbeitrags einen persönlichen Brief beigefügt. Darin schrieben Sie u.a.: "Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und Ihre Beiträge zum ÖRK, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in vielerlei Hinsicht, um die Arbeit, die wir gemeinsam leisten, zu verbessern und zu stärken." Wir wissen es sehr zu schätzen, Teil dieser einzigartigen Gemeinschaft von so vielen christlichen Kirchen in der ganzen Welt zu sein. Unsere Mitgliedschaft ist eine Ehre und eine Verpflichtung zugleich. Gleichzeitig liegt es in unserer Verantwortung, nicht zu schweigen, wenn das, was Sie schreiben, wahr sein soll: "Der ÖRK bleibt engagiert und treu in der Verkündigung von Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung und Einheit in der Welt. "

Nicht lange nach der Abfassung Ihres Briefes hat der XXV. Russische Weltvolksrat der Russischen Orthodoxe Kirche, eine der Mitgliedskirchen des ÖRK, eine Resolution mit dem Titel "Gegenwart und Zukunft der russischen Welt" herausgegeben, in der er u.a. die spezielle Militäroperation (d.h. den Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine) als heiligen Krieg gegen eine freie Ukraine und den dem Satanismus verfallenen Westen bezeichnet. Dies ist eine Blasphemie seitens der Leitenden der russisch-orthodoxen Kirche, mit der sie sich völlig außerhalb des Leibes Christi befinden. Offensichtlich haben sie die Autorität des Evangeliums Christi aufgegeben und verfolgen nur noch die Interessen der nationalistischen Ideologie der so genannten russischen Welt.

Es ist unsere traurige historische Erfahrung aus dem Leben der Kirche unter dem kommunistischen Totalitarismus, dass Kirchenführer dem Druck der Macht erliegen und unglaubwürdig werden können. Indem sie dies tun, verraten sie ihre theologische Tradition und ihre Kirche, wenn wir unter Kirche nicht eine Institution, sondern eine lebendige Gemeinschaft von Gläubigen verstehen. Dies ist immer noch die bittere Erfahrung von Christen, die in verschiedenen Teilen der Welt in unfreien Verhältnissen leben.

Sie alle sind unsere Brüder und Schwestern, Glieder unseres Leibes, denen wir verpflichtet sind, Unterstützung und Solidarität zu geben. In diesem Moment ist es notwendig, für die orthodoxe Kirche der Ukraine und die russischen Priester einzutreten, die sich von Anfang an klar gegen diesen Krieg ausgesprochen haben (Appell des Klerus der Russisch-Orthodoxen Kirche mit der Forderung nach Versöhnung und Beendigung des Krieges - auf Russisch)

Wir rufen den ÖRK auf, die blasphemische Erklärung des Heiligen Krieges öffentlich und unmissverständlich zurückzuweisen und die ukrainischen Christen und russisch-orthodoxen Dissidenten, die sich der russischen Invasion in der Ukraine widersetzen, ebenso öffentlich und unmissverständlich zu unterstützen. Es ist eine Frage unseres Engagements für das Evangelium und der Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses.

Wir beten für Sie und für den wahren Frieden Christi für diese Welt

Pavel Pokorný, Synodalsenior der EKBB

Jiří Schneider Hauptkurator der EKBB

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Der ÖRK hatte inzwischen die Erklärung des Weltkonzils der Russischen Volkes, die den Ukraine Krieg als "Heiligen Krieg" beschreibt, als "nicht vereinbar" mit dem Evangelium als unhaltbar zurückgewiesen:

https://www.oikoumene.org/de/news/wcc-cannot-reconcile-world-russian-peoples-council-decree-describing-ukraine-conflict-as-holy-war

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