Syrien: Politische Situation erschwert Hilfe nach dem Erdbeben

Freiwillige in der presbyterianischen Gemeinde in Latakia bereiten Essen für Erdbebenopfer zu.

Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar 2023 ist die Zahl der Todesopfer auf über 45 000 gestiegen. In Syrien geht man von mehr als 5 800 Erdbebenopfern aus. Die Rettungsmaßnahmen sind inzwischen weitgehend beendet, stattdessen sind Nothilfemaßnahmen, die Begutachtung der Schäden und erste Überlegungen zum Wiederaufbau ins Zentrum gerückt.

Nach dem Hauptbeben wurden bisher 3 900 Nachbeben registriert, darunter auch solche mit Stärken von 5 bis 6. Diese führen dazu, dass Menschen die Nächte aus Angst weiterhin auf der Straße verbringen. In Syrien haben alle Kirchen ihre Räumlichkeiten geöffnet, um obdachlos gewordene Menschen aufzunehmen, so auch die evangelischen Gemeinden in Latakia, Aleppo und Hama.

Die schweren Nachbeben verursachen weitere Schäden an Gebäuden. Voraussichtlich müssen auch zahlreiche Gebäude, die noch stehengeblieben sind, nach einer technischen Überprüfung abgerissen werden.

Für die humanitäre Hilfe ist es problematisch, dass die syrische Regierung zwar insgesamt 275 Notunterkünfte (235 in Aleppo, 32 in Latakia, fünf in Hama, zwei in Tartus und eine in Homs) anerkannt hat, allerdings sind darunter keine, die von NGOs oder Kirchen betrieben werden. Diese haben deshalb nur einen begrenzten Zugang zu internationalen Hilfslieferungen, die ins Land kommen, und sind auf eigene Spenden angewiesen.

Das katastrophale Erdbeben hat die Tür für eine verstärkte ökumenische Arbeit zwischen verschiedenen Kirchen in Aleppo und Latakia geöffnet. Die Gemeinden in diesen Städten haben damit begonnen, gemeinsam ein Konzept für die Zeit nach der Katastrophe auszuarbeiten.

Die evangelischen Gemeinden in Aleppo, Latakia und Hama waren und sind voll in die Hilfsarbeit eingebunden. Die Presbyterianische Kirche in Aleppo beispielsweise bietet den betroffenen Menschen in öffentlichen Notunterkünften und in ihren teilweise beschädigten Häusern täglich etwa 800 bis 1500 Mahlzeiten an. Darüber hinaus werden Lebensmittelpakete, Babynahrung, Windeln, Decken und Kleidung an mehr als 500 Familien verteilt. Die Presbyterianische Kirche in Latakia verteilt ähnliche Hilfen an mehr als 200 Familien.

Der Kirchenrat des Mittleren Ostens (The Middle East Council of Churches) und der Ökumenische Rat der Kirchen haben die Aufhebung der US-Wirtschaftssanktionen gefordert, sowohl, um den Erdbebenopfern zu helfen, als auch den Zivilisten in ganz Syrien, die dringend humanitäre Hilfe benötigen. Diesem Appell haben sich auch zahlreiche Kirchen und kirchliche Organisationen in den USA angeschlossen, darunter die Evangelisch-Lutherische und die Presbyterianische Kirche in den USA.

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