Spanien: Streit über homosexuelle Lebensweise spaltet den Rat Evangelischer Kirchen in Madrid

files/gaw/bilder/Nachrichten/2016 - Januar-Juni/es_iee_etica_r.jpgEnde Dezember 2015 hat die Spanische Evangelische Kirche (Iglesia Evangélica Española – IEE) von dem Rat der Evangelischen Kirchen in Madrid, einer Vereinigung unterschiedlicher evangelischer Denominationen, einen Brief erhalten. Darin droht der Rat, die Gemeinden der IEE auszuschließen. Um den Ausschluss abzuwenden, wird die IEE aufgefordert, die homosexuelle Lebensweise zu verurteilen.

Der Streitpunkt ist die Erklärung von Mamré. Im Mai 2015 hat die Pfarrerschaft der IEE bei ihrem jährlichen Treffen im Casa Mamré in Jaca die Herausforderungen der Kirche in einer modernen Gesellschaft besprochen. Aus der theologischen Arbeit entstand die Erklärung von Mamré. Darin wird bekräftigt, dass es aus der biblischen Erkenntnis her notwendig sei, sich gegen jede Form von Diskriminierung in der Kirche zu wehren und an einer inklusiven Kirche zu arbeiten: „Die Botschaft und das Leben Jesu inspirieren uns, offen für alle Menschen zu sein.“ Eine plurale Kirche könne nicht Menschen ausschließen, diskriminieren oder separieren. Das gelte insbesondere auch im Blick auf die sexuelle Orientierung von Menschen. Die IEE stellte sich mit der Erklärung gegen jede Form der Anfeindung gegenüber homosexuell lebenden Menschen und ihrer Familien.

„Die IEE ist in ihrer Geschichte immer wieder für die Verteidigung der Verschiedenheit, der Freiheit des Gewissens, der politischen Freiheit und dem Dialog in der Gesellschaft eingetreten“, unterstreicht Joél Cortés, Kirchenpräsident der IEE. „Unsere vermeintliche Sünde in den Augen anderer evangelischer Kirchen in Spanien ist, dass wir nicht dem Buchstaben der Bibel folgen, sondern uns an den Geist der Heiligen Schrift gebunden wissen.“

Das evangelische Spektrum in Spanien wird zunehmend von einer stark konservativen Haltung in vielen ethischen Fragen geprägt. Die IEE ist eine der wenigen liberalen Kirchen. Trotz der jüngsten Drohungen will sie weiterhin für die Würde und Rechte aller Menschen in der spanischen Gesellschaft eintreten.

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