Russland/Ukraine: Stellungnahme von Bischof Brauer

Von den politischen Spannungen zwischen Rußland und der Ukraine sind die lutherischen Partnerkirchen betroffen. Sensible ist es für sie, sich deutlich zu positionieren. Vor wenigen Tagen wurde der Anschein erweckt, als würden die russischen Lutheraner die Annektierung der Krim voll und ganz befürworten. Das ist so nicht der Fall. Bischof Dietrich Brauer aus Moskau und kommissarischer Erzbischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands nimmt  Stellung zur Situation in der Ukraine. Er schreibt:

"Mit größter Beunruhigung beobachten wir die gespannte Situation zwischen den Brudervölkern Russlands und der Ukraine. Leider werden, wie es schon oft in der Geschichte war, die einfachen Menschen zu Opfern der politischen Auseinandersetzung der Führungsetagen. Wir sehen, dass die christlichen Denominationen beider Seiten eine innere Spaltung erleben. Es geschieht eine Brandmarkung, eine Radikalisierung der Ansichten, der Informationskrieg geht weiter. Sowohl im Westen wie auch in Russland wird die Situation in der Ukraine äußerst einseitig dargestellt. Anstatt die realen Gründe der Krise in der Ukraine zu analysieren, denken viele in Klischees und Schablonen und gebrauchen manchmal sogar die Rhetorik aus der Zeit des „Kalten Krieges“.

In der Situation der Regierungslosigkeit, die in der Ukraine entstanden ist, haben die Einwohner der Krim den Wunsch geäußert, sich Russland anzuschließen. Als Bürger der Russischen Föderation, die nach ihren Gesetzen leben, akzeptieren wir ihre Entscheidung. Aber dabei können wir die Zerstörung des Vertrauensverhältnisses zwischen Russen und Ukrainern dennoch nur mit Beunruhigung wahrnehmen. Wir beten zu Gott um Weisheit für alle, denen die Verantwortung übertragen ist, Entscheidungen zu treffen, von denen die Zukunft der Beziehungen der beiden Länder abhängt. Auch äußern wir die Hoffnung, dass die Einheit unseres Kirchenbundes trotz dieser Umstände gewahrt bleibt, und vertrauen darauf, dass unsere europäischen und amerikanischen Partner nicht zulassen, dass die einfachen Menschen unter der Spannungssituation zwischen Russland und der Weltgemeinschaft leiden.

Als Christen sind wir dazu berufen, nicht in Schablonen und Klischees zu denken, sondern Friedensstifter für die Menschen der ganzen Welt zu sein, Verkünder der Frohen Botschaft Christi, und mit Liebe zu handeln. Christus sagt: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Joh 14,27)"

Der für die Krimgemeinden zuständige Pfarrer befindet sich derzeit in Deutschland. Es ist derzeit offen, wie und wann er wieder zu seinen Gemeinden zurückkommen wird. Die Krimgemeinden gehören der Deutschen Ev.-Lutherischen Kirche in der Ukraine" an.

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