Rumänien: Orthodoxe Kirche erschwert ökumenische Zusammenarbeit

Der Heilige Synod der Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK) hat angeordnet, dass für verschiedene ökumenische Aktivitäten künftig eine schriftliche Erlaubnis des Bischofs der jeweiligen Eparchie und ein offizieller Segen des Patriarchen von Rumänien notwendig sind. Dazu zählen die Gründung von internationalen, interorthodoxen, interkonfessionellen oder interreligiösen Forschungszentren und Zeitschriften sowie die Zusammenarbeit von theologischen Hochschulen, Forschungszentren oder bischöflichen Institutionen mit solchen Institutionen und Organisationen. Gleiches gilt für ausländische Orthodoxe sowie Nicht-Orthodoxe, die an solchen Forschungszentren und Zeitschriften mitarbeiten wollen.

Die Tendenz zur strengeren Kontrolle und Zentralisierung von ökumenischen Kontakten durch die RumOK setzt sich schon seit Jahren fort. Bereits 2018 waren Vorschriften erlassen worden, dass rumänisch-orthodoxe Theologinnen und Theologen eine schriftliche Zustimmung des Patriarchats und Ortsbischofs benötigen, wenn sie Mitglied in ökumenischen Vereinigungen werden oder Vorträge bei internationalen Konferenzen halten wollen. Solche Aktionen würden „in den meisten Fällen nur dem Wunsch nach persönlicher Bestätigung dienen“ und könnten negative Effekte für die gesamte RumOK verursachen.

Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien befürchtet, dass sich der Beschluss stark hemmend auf die über Jahrzehnte gewachsene zwischenkirchliche Zusammenarbeit und auf das gerade in Siebenbürgen gesellschaftlich tief verwurzelte ökumenische Miteinander auswirken wird.

In dem Schreiben des Hl. Synods vom 23. Juli 2021 werden mehrere Forschungsprojekte aus der jüngsten Vergangenheit kritisch aufgelistet. Namentlich wird den orthodoxen Wissenschaftlern der Eparchie Sibiu/Hermannstadt untersagt, wegen des „tendenziösen Charakters“ des Forschungsansatzes an einem Projekt am Institut für Ökumenische Forschung (IÖFH) über die Rolle der rumänischen orthodoxen Kirche bei der sozialen Inklusion der Roma mitzuwirken. Stattdessen soll ein eigenes Forschungsprojekt zur Situation der Roma initiiert werden.  

Am 11. August 2021 hat Professor Stefan Tobler, Co-Direktor des IÖFH, in einem Schreiben mitgeteilt, dass das Institut nach 16 Jahren Arbeit in der bisherigen Form aufhört zu existieren. Das IÖFH war eine Forschungseinrichtung der Lucian-Blaga-Universität und wurde von der Fakultät für orthodoxe Theologie „Andrei Șaguna“ und dem Departement für Evangelische Theologie getragen. Unter dem Dach des Forschungsinstituts für Geschichte soll inzwischen für das Institut eine neue universitäre Einbindung gefunden worden sein.

(NÖK/IÖFH)

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