Polen: Entsetzen nach Angriff auf Bürgermeister während Benefizveranstaltung

Am Abend des 13. Januar 2019 wurde Bürgermeister Pawel Adamowicz in Gdańsk/Danzig während einer Benefizveranstaltung auf offener Bühne mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. (AKTUALISIERUNG: Bürgermeister Pawel Adamowicz ist am 14. Januar seinen Verletzungen erlegen.)

Der Angriff erfolgte faktisch vor laufenden Kameras bei der Abschlussveranstaltung der Aktion „Großes Orchester der Weihnachtshilfe“ (Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy) und löste landesweit großes Entsetzen aus. Der Angreifer gab an, aus Rache gehandelt zu haben. Viele Beobachter sehen die Hassbotschaften in öffentlichen Debatten und sozialen Medien als einen Katalysator für solche Taten.

Jerzy Samiec, Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, hat als Reaktion auf Twitter eine Botschaft gegen den Hass gepostet:

„Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben! Lasst uns den Bürgermeister Adamowicz, seine Familie und die Bürger Danzigs durch unsere Gebete unterstützen. Gemeinsam bitten wir Gott, Hass in Mitleid und Liebe umzuwandeln.“

Der Bürgermeister war am Sonntag auf den Straßen seiner Stadt unterwegs gewesen, um mit Freiwilligen Geld für die Wohltätigkeitsorganisation „Großes Orchester der Weihnachtshilfe“ zu sammeln. Die Spenden der landesweiten karitativen Weihnachtsaktion sind für die Ausstattung von Kinderkrankenhäusern bestimmt.

Viele Gemeinden der Evangelisch-Augsburgischen Kirche haben ebenfalls an der jährlichen Aktion teilgenommen. Die evangelisch-augsburgische Gemeinde St. Martins in Kraków/Krakau hat die ganze Sonntagskollekte für dieses Werk gespendet. Die Gemeinden in Ostroda und Suwalki haben über ein Internetportal eine karitative Auktion „Ein Tag mit dem Pfarrer“ angeboten.

Von konservativen Katholiken und den politischen Rechten in Polen wird die jährliche Spendenaktion kritisch gesehen, nicht zuletzt wegen des Organisators der Aktion, Jerzy Owsiak. Dem polnischen Radio- und TV-Journalisten wird vorgeworfen, dass er die Jugend pervertiere und sie von „katholischen Werten“ wegführe. Durch diese Art von Politisierung ist die Teilnahme an der Weihnachtshilfe-Aktion für viele Freiwillige auch ein Zeichen gegen Rechtspopulismus in Polen.

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