Österreich: Erneute Forderung nach Feiertag am Karfreitag

Mehrere Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich haben die Forderung erneuert, den Karfreitag zu einem allgemeinen Feiertag zu machen. Die Evangelische Kirche werde nicht locker lassen und sich auch weiterhin für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen, so der Tenor.

Der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag für Evangelische und Altkatholiken war im Jahr 2019 nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) aufgehoben worden. Eingeführt wurde stattdessen ein „persönlicher Feiertag“, der allerdings aus dem Urlaubskontingent genommen werden muss. Die Abschaffung ist für die evangelischen Christen in Österreich seitdem eine offene und schmerzliche Wunde. Alle Versuche, dies rückgängig zu machen, seien bislang am Unwillen der Regierung und an wirtschaftlichen Überlegungen gescheitert, hält Bischof Michael Chalupka fest. Die Abschaffung sei aber in einer Zeit passiert, „als man sich nicht vorstellen konnte, dass die Zukunft nicht planbar ist, dass die Wirtschaft nicht Vorrang hat“. Nun erlebe man aber durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine, wie verletzlich die Welt sei. Umso wichtiger wäre es für die Zukunft, mit dem Karfreitag einen solchen Tag des Bedenkens der Verletzlichkeit für alle zu haben. „Ein Tag, an dem wir daran denken, dass wir nicht alles im Griff haben.“ Die Politik sollte zur Besinnung kommen, so Chalupka, „und den Karfreitag nicht als Privileg für die Evangelischen sehen, sondern ihn als Zeichen für die Verletzlichkeit der Gesellschaft zu einem allgemeinen Feiertag erklären“.

Ein zweiter Aspekt des Karfreitags: Die Republik Österreich habe sich mit der Abschaffung dieses besonderen Feiertags selbst auch einen Gedenktag genommen. „Einen Gedenktag, an dem die Geschichte des Umgangs mit den Evangelischen, mit einer religiösen Minderheit in Österreich, im Zentrum gestanden ist.“ Der Karfreitag sei so etwas wie „ein Denkmal für die schrecklichen Zeiten der Gegenreformation“ gewesen, erinnert Chalupka: „Dass es dieses Denkmal nicht mehr gibt, schmerzt uns immer noch. Und das wird auch so bleiben. Das heißt, diese Frage wird gelöst werden müssen.“

Auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer erklärte: „Wir wollen trotzdem nicht aufgeben, weil wir das als große Ungerechtigkeit empfinden, dass uns der Karfreitag als Feiertag gestohlen wurde. Wir werden noch einmal versuchen, eine Initiative von der Basis hier zu starten.“ Sauer hofft dabei auch auf Unterstützung von der römisch-katholischen Kirche, „ich kenne keine Diözese, wo sich die Katholische Kirche so stark gemeinsam mit uns für den Karfreitag eingesetzt hat“.
„Der Schmerz und die Betroffenheit über den Verlust des Karfreitags als gesetzlichen Feiertag sind nicht verjährt“, bekräftigt Pfarrerin Martina Ahornegger von der Pfarrgemeinde Ramsau in der Steiermark. Die evangelischen Christinnen und Christen vor Ort wollen, so die Pfarrerin, mit einer aktuellen Plakataktion für den Karfreitag ein Zeichen setzen.

(epdÖ)

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