Naher Osten: „Dieses Land gehört den Christen genauso wie den Muslimen“

Über die Zukunft „christlicher Präsenz im Nahen Osten“ diskutierten vom 10. bis 12. September 2014 Vertreter evangelischer Kirchen im Nahen Osten. Die Konferenz fand in Kairo (Ägypten) statt und wurde veranstaltet von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen im Nahen Osten (FMEEC). Bereits vor zwei Jahren beschäftigte sich die FMEEC mit diesem Thema vor dem Hintergrund vielfacher Bedrohungen und wachsender Emigration von Christen. Angesichts der aktuellen verzweifelten Lage von Christen besonders in Syrien und im Irak hat sich die Brisanz des Themas in diesem Jahr noch verschärft.

Die evangelische Tagung in Kairo war die erste christliche Konferenz mit Kirchenleitern in der Region, zu der auch hochrangige muslimische Vertreter auftraten. Sie verurteilten die Gräueltaten islamistischer Terrorgruppen und distanzierten sich von ihnen. „Die Leute sind keine Muslime, sie sind Mörder“, sagte Professor Mhammad Eddin Afifi von der Kairoer Al-Azhar Universität, der Lehrinstanz des sunnitischen Islam. Er betonte: „Dieses Land gehört den Christen genauso wie den Muslimen.“

Die Teilnehmer der Konferenz forderten eine umfassende Zusammenarbeit aller politischen Kräfte, mit dem Ziel, die Gewalt im Nahen Osten zu beenden. Sie erklärten, dass ein Zusammenleben zwischen Christen, Muslimen und anderen religiösen Gruppen im Nahen Osten nur unter Wahrung und Anerkennung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und Internationalen Rechts möglich ist. Sie unterstrichen, dass eine bloße Verurteilung der aktuellen Gewalt im Nahen Osten und der Bezug auf frühere Epochen friedlicher Nachbarschaft hinter verschlossenen Türen nicht genug sei. Es müssten Maßnahmen insbesondere im Bereich der Bildung, der Kultur und der Medien ergriffen werden, die eine moderate Interpretation des Islam stärkten. Besondere Aufmerksamkeit solle der muslimischen Verkündigung in den Moscheen gewidmet werden, um Hass- und Hetzpredigten zu verhindern und pluralistische muslimische Kräfte zu stützen.

Die Teilnehmer der Konferenz sprachen sich auch für mehr ökumenische Einheit unter den Christen in der Region aus. Mit Blick auf die Schwesterkirchen in Europa und den USA zeigten sie sich besorgt über eine zunehmende Islamfeindlichkeit im Westen aber auch über das teilweise Desinteresse am Schicksal der verfolgten Christen im Nahen Osten.

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