Lettland: ELKL ordnet ihre ökumenischen Beziehungen neu
Am 6. August 2021 fand auf einer Freilichtbühne in Roja die 28. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands (ELKL) statt. Die Versammlung stand unter dem biblischen Motto: “... wir wollen dem Herrn dienen“ (Josua 24,15b). Nur 64 % der Synodalen wollten oder konnten den Coronavorschriften Folge leisten und haben an der Sitzung teilgenommen. Ursprünglich hätte die Synode bereits im Juni 2020 stattfinden sollen, musste aber aufgrund der Coronapandemie verschoben werden.
Auf der Tagesordnung der Synode standen einige Punkte, die schon im Vorfeld international für Aufmerksamkeit sorgten. Dazu gehörten die Beschlüsse über die Mitgliedschaft in zwei ökumenischen Vereinigungen: in der Gemeinschaft Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE; Leuenberger Konkordie) und im Internationalen Lutherischen Rat (ILC).
Mit 198 Ja-Stimmen, 10 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen ist die ELKL aus der GEKE ausgetreten. Noch größere Zustimmung fand der Beitritt dem ILC: 210 Synodale stimmten dafür, es gab eine Gegenstimme und acht Enthaltungen. Der ILC ist nach dem Lutherischen Weltbund (LWB) der zweitgrößte lutherische Weltverband. Aufgrund der theologischen Diskrepanzen gibt es weltweit nur wenige Kirchen (ca. 15), die in beiden Verbänden zugleich Mitglieder sind. Die ELKL will ihre Mitgliedschaft im LWB vorerst beibehalten.
Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin und Vorsitzende der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, hatte den Synodalen ein Grußwort geschickt, indem sie bedauerte, dass über die internationalen Beziehungen der ELKL auf einer Synode entschieden werde, zu der keine internationalen Gäste zugelassen waren. Auch drückte sie ihre Sorge um die Zukunft der partnerschaftlichen Beziehungen aus: „Wir fragen uns deshalb, wie unsere Partnerbeziehung im Falle solcher Beschlüsse fortgeführt werden kann, denn beide Beschlüsse würden wichtige gemeinsame Begegnungspunkte deutlich erschweren oder aufkündigen.“
Pfarrer Andris Krauliņš, Sekretär des Kapitels und Kirchenrat des Arbeitsbereichs für auswärtige Angelegenheiten der ELKL, argumentiert, dass der Austritt aus der GEKE für die ELKL keine gravierenden Auswirkungen habe: “Da wir fast keine Reformierten hier haben, ist es für uns völlig unbedeutend, und mit unseren lutherischen Partnerkirchen bleiben wir über den LWB verbunden.”
Eine weitere Entscheidung der Synode betraf die Mitgliedschaft der aktuell selbstständigen Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland (DELKL). Die Synode der ELKL hat den Weg für einen künftigen Beitritt der deutschsprachigen Kirche als ein autonomer Teil der ELKL freigemacht. Den Hintergrund für diesen angestrebten Beitritt bilden die Forderungen des lettischen Staates im Zuge der Verhandlungen über die Rückgabe der St.-Petri-Kirche in Riga. Jetzt muss auch die Synode der DELKL über den Beitritt entscheiden.