Italien/Deutschland: Biennaleprojekt der lutherischen Gemeinde Venedig erhält den Evangelischen Kulturpreis

files/gaw/bilder/Nachrichten/2011/Venedig Biennale sinkendes Boot.jpgEs war vorerst der letzte Akt eine spektakulären Schiffs-Reise: Sisy, Star einer Biennaleaktion in der lutherischen Gemeinde Venedigs, trat den Rückweg nach Bayern an. Diesmal nicht getragen von den beiden Künstlern Wolfgang Aichner und Thomas Huber, sondern per Schiff und Kraftfahrzeug. Am 11. September 2011 wurde in Venedig im Rahmen einer Finissage derWeg des 150 Kilo schweren Bootes über die Alpen gezeigt. “Passage2011 – der Film“ feierte Weltpremiere vor einem internationalen Publikum. Der 26-minütige Streifen, eine Mischung aus Dokumentation und Kunst, ließ die dreiwöchige Überquerung der Alpen mit bloßen Händen und unter widrigen Bedingungen noch einmal Revue passieren.

Das Projekt „Passage2011 – ein aktionistisches, transalpines Drama“ war ein offizieller Beitrag zur 54.Kunstbiennale in der Lagunenstadt. Fünfzehn Wochen war das „Kunstboot“ im Auditorium der evangelisch-lutherischen Kirche Venedigs zusammen mit Tagebuchaufzeichnungen und einer Dokumentation ausgestellt. Insgesamt besuchten 26.000 Interessierte die Ausstellung in der ältesten lutherischen Gemeinde Italiens, die sich sehr zentral in der Nähe der Rialtobrücke befindet. Besonders nachdem das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL den Beitrag „mit Sicherheit einer der besten und hintersinnigsten der gesamten Biennale“ bezeichnet hatte, wuchs die Nachfrage von deutschen Besuchern. Auch beim italienischen Publikum stieß das Projekt auf großes Interesse. Für viele war es der erste Kontakt zu einer lutherischen Kirche und viele nutzten die Chance, um mehr über Luther zu erfahren oder auch um sich das Lutherporträt von Lucas Cranach in der Kirche anzuschauen.

Zahlreiche Venezianer freuten sich, dass sie zum ersten Mal die lutherische Kirche geöffnet erlebten.

Rund 30 Evangelische aus Italien und Deutschland hatten sich bereit erklärt, während der Ausstellung Aufsicht zu führen sowie bei Bedarf die Kirche und lutherischen Glauben vorzustellen. Die Gemeinde Venedig, die aus nur 80 Gemeindegliedern besteht, hätte ohne diese Mitarbeit von Ehrenamtlichen die Kirche nicht öffnen können. Ingrid Pfrommer, Präsidentin der lutherischen Gemeinde in Turin, die selbst als Freiwillige mitwirkte, schrieb den Glaubensgeschwistern in Venedig ins Gästebuch: „Es ist eine tolle Erfahrung zu sehen, wie viele Menschen aus aller Welt an der Kirche interessiert sind, nein, nicht nur an der Kirche, sondern auch an der Gemeinde selbst, was sind die Lutheraner, was tun sie, wer sind sie.“

„Passage2011“ ist ein Kunstprojekt von Thomas Huber und Wolfgang Aichner in Zusammenarbeit mit der St. Lukaskirche in München und der Kirchengemeinde Venedig.

Am 17. September wird das Projekt „passage2011“ in Berlin im Rahmen des Kirchen-Kultur-Kongresses der EKD mit dem Kulturpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (3. Platz) ausgezeichnet. Eine Delegation aus Venedig zusammen mit den Künstlern und der Partnerkirche St. Lukas aus München wird den Preis in Berlin entgegennehmen.

Bernd Prigge, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Venedig

Foto: Nach der Überquerung der Alpen versank das Boot „Sisy“ im Kanal hinter der lutherischen Kirche Venedig. Menschlicher Hochmut erfuhr einen Dämpfer. Foto: Britta Lühmann

www.kirche-venedig.de

www.passage2011.org

Das Gustav-Adolf-Werk hat die Gemeinde Venedig bei der Durchführung des Kunstprojektes unterstützt.

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