Italien: Waldenser erinnern an Anti-Mafia-Manifest vor 50 Jahren

Am 30. Juni 1963 hat die Mafia im Stadtteil Ciacculli von Palermo mit einer Autobombe fünf Polizisten und zwei Soldaten getötet. In jener Zeit wurde ein solches Massaker wie ein gewöhnlicher krimineller Akt interpretiert. Waldenserpastor Pietro Valdo Panascia (1910-2007) wollte sich damit nicht abfinden: Am Tag nach dem Massaker brachte er in ganz Palermo ein Manifest an, in dem er an das Gewissen der Mitglieder der Mafia und ihrer schweigenden Komplizen appellierte. Der Kardinal Ernesto Ruffini bezeichnete das Manifest von Panascia jedoch nur einen „lächerlichen Versuch protestantischer Spekulation“.

files/gaw/bilder/Nachrichten/2013 - Juli-Dezember/pietro valdo panascia.jpgPanascia war als Pastor einer kleinen Glaubensgemeinschaft bereit und gewohnt, gegen den Strom zu schwimmen. In einem Artikel in der Tageszeitung von Palermo L’Ora am 9. April 1964 verdeutlichte er noch einmal seine Position. Er klagte an, dass der Kardinal kein Wort verloren habe „über die Tötungsdelikte, über die Verbrechen, die sich bis vor wenigen Monaten in einer beeindruckenden Häufigkeit ereigneten und die belebten Straßen der Stadt mit Blut tränkten […] über die unmenschlichen Bedingungen, in denen [...] hunderte von Familien lebten […].“ Diese Dinge zu sagen – schloss der Pastor – „bedeutet nicht, ein Verleumder zu sein, sondern einfach den Zustand der Dinge anzuzeigen, unter denen jeder Bürger und jeder Christ leidet, weil es Dinge sind, die man jeden Tag sieht.“

Mit der Veranstaltung „Kirchen und Mafia. Stille, Mühe, Engagement“ am 5. Juli 2013 erinnerten das Magazin “Segno”, das evangelische Kulturzentrum und die Waldenserkirche in Via Spezio in Palermo an den Pfarrer, der mit mutigen Worten und Taten gegen das System Mafia aufgetreten ist. Auch in dem noch heute bestehenden Diakoniezentrum La Noce kämpfte er durch Erziehung von Kindern gegen die Mafia und ihre Kultur.

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