Italien: Vorbereitung der Waldensersynode – Interview mit Moderator Bernardini

Vom 26. bis 31. August 2018 findet in Torre Pellice in Italien die Synode der Evangelischen Waldenserkirche statt. Für das GAW wird Generalsekretär Enno Haaks an der Synode teilnehmen.

Im Vorfeld der Synode hat der Moderator der Waldenserkirche, Eugenio Bernardini, ein Interview für die Wochenzeitung „Riforma“ gegeben, in dem er auf die Schwerpunkte der Synode eingeht. Dazu gehören akute Probleme der italienischen Gesellschaft genauso wie Fragen nach dem Verhältnis von Diakonie und Predigt in der Kirche.

Bernardini bedauert, dass inzwischen einige Nicht-Werte wie z. B. der Nationalismus gesellschaftlich als Werte angesehen würden. Als Kirchen, so Bernardini, „sind wir besorgt über die Verwendung religiöser Symbole. Von vielen, vor allem in Osteuropa, werden diese Symbole (Rosenkränze, Kruzifixe) gegen den Inhalt des Evangeliums hochgehalten.“ Im Streit um die Rettung von Flüchtlingen stellt sich Bernardini auf die Seite von Nichtregierungsorganisationen (NGO): „Es sind nicht die NGOs, die für die Entstehung des Problems verantwortlich gemacht werden können. Ich hoffe wirklich auf eine Rückkehr zur Vernunft und zu einer europäischen Politik, die alle Ressourcen integriert, sowohl öffentliche als auch private. Migrationen sind ein epochales Phänomen, das alle Kontinente betrifft, denn in der Welt gibt es ernste Probleme mit Ernährung, Umwelt und Krieg in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Mauern sind dabei keine Lösung.“

Im aufgeheizten gesellschaftlichen Klima hat es die Waldenserkirche in Italien wie viele historische Kirchen generell nicht einfach, bei den Menschen Gehör zu finden. Die Synode soll diese Situation anhand wissenschaftlicher Datensammlungen analysieren. Eugenio Bernardini: „Wir werden der Synode zwei neue Werkzeuge vorlegen: die Ergebnisse der Umfrage über den Wandel unserer Kirchen in den letzten zehn Jahren, durchgeführt mit den Methoden der Religionssoziologie; und den Sozialbericht: eine Analyse und Auswertung unserer Zahlen und unserer Mission. Mithilfe dieser Werkzeuge sollten wir verstehen, ob wir unsere Kräfte in die richtige Richtung investieren.“ Bernardini betont: „Eine Kirche, die nur predigt, aber nicht handelt, hat einen Mangel an Glaubwürdigkeit; aber eine Kirche die handelt, aber unsicher im Predigen ist, hat eine Identitätskrise.“ Deshalb gilt es, bei der Synode ein befriedigendes Gleichgewicht zu finden.

Die Evangelische Waldenserkirche, die sich 1975/1979 mit den italienischen Methodisten zu Chiesa Evangelica Valdese/ Unione delle Chiese metodiste e valdesi zusammenschloss, arbeitet seit 1990 eng auch mit der Kirche der Baptisten zusammen, z.B. bei der Betreuung von Gemeinden und bei der Herausgabe der Zeitung „Riforma“. „Die Zusammenarbeit auf Kirchenleitungsebene ist reibungslos“, lobt Eugenio Bernardini und zeichnet Zukunftsperspektiven auf. „Wir fragen uns, ob es nicht an der Zeit ist, eine Bilanz der Situation zu ziehen, indem wir vielleicht im Jahr 2019 eine gemeinsame Versammlung bzw. Synode haben werden. Es geht darum, das geschwisterliche Miteinander zu stärken.“

Übersetzung aus dem Italienischen: Jens Hansen

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