Italien: Papst Franziskus besuchte Christuskirche in Rom

Am Morgen des 15. November 2015 twitterte Papst Franziskus: "Es ist eine Freude, heute zusammen mit den evangelischen Geschwistern in Rom zu beten. Gott segne alle, die sich für den Dialog und die Einheit der Christen einsetzen." Am Sonntagabend war es so weit: Franziskus besuchte erstmalig eine lutherische Gemeinde und predigte in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in der Via Sicilia in Rom.

Zu Beginn der Abendandacht beantwortete der Papst einige Fragen der Gemeindeglieder. Darunter war auch eine Frage über das gemeinsame Abendmahl für Eheleute, die unterschiedlichen Konfessionen angehören. Der Papst antwortete, dass das gemeinsame Abendmahl zu erlauben nicht seine Kompetenz sei. Er riet jedoch den Betroffenen, im Gebet zu klären, wie das Abendmahl für sie persönlich eine Stärkung auf dem gemeinsamen Glaubensweg sein könne: „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter.“

In seiner Ansprache über Johannes 25 beklagte Franziskus die Trennung zwischen den Konfessionen: "Es gab schreckliche Zeiten zwischen uns, die wir die gleiche Taufe haben“, und rief Protestanten und Katholiken zur gegenseitigen Vergebung auf. Trotz der weiterhin bestehenden dogmatischen Unterschiede zwischen den Konfessionen sei nun die Stunde der „versöhnten Verschiedenheit“ gekommen – einer Versöhnung im Herrn, der gekommen sei, zu dienen und nicht, um sich dienen zu lassen.

Mehrfach wurde im Gottesdienst für die Opfer der Anschläge in Paris gebetet.

Als Gastgeschenk überreichte Franziskus der Gemeinde einen Abendmahlskelch mit der Patene für die Hostie. Die Gemeinde schenkte dem Papst einen Adventskranz und spendete ein Abendessen für Arme.

Für Papst Franziskus war es der erste Besuch in einer lutherischen Gemeinde. Benedikt XVI. war schon 2010 in der Christuskirche in Rom zu Gast, Johannes Paul II. 1983, anlässlich des 500. Geburtstags von Martin Luther.

Paul Metzger, der Catholica-Referent des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim, unterstrich die Bedeutung von Franziskus' Aussage zum Abendmahl: "Die Selbstprüfung des Einzelnen stellt damit das entscheidende Kriterium dar – nicht der Gehorsam gegenüber der kirchlichen Lehre. Der lange schon geforderten eucharistischen Gastfreundschaft ist damit auf der Ebene der persönlichen Entscheidung die Tür weit geöffnet worden."

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