Italien: Decke der lutherischen Kirche in Venedig droht einzustürzen
Sechs Wochen nach den
verheerenden Erdbeben in Norditalien wird offensichtlich, dass die Schäden an
der lutherischen Kirche am Campo Santi Apostoli in Venedig größer sind als angenommen.
Bislang war die Gemeinde nur von kleineren Rissen am Gebäude ausgegangen. Vor
zwei Wochen stürzten dann vor einem Konzert im Rahmen der Reihe „Riforma e Musica“
größere Stücke von der Decke. Niemand wurde verletzt, da ein vor vier Jahren
angebrachtes Schutznetz das Deckenmaterial auffangen konnte. Bei Aufräumarbeiten
musste nun festgestellt werden, dass sich die Decke insgesamt abgesenkt hat und
nun komplett einzustürzen droht. Der venezianische Architekt Antonio Perale hat
deshalb dringend zur Schließung der Kirche geraten. Nach seiner Auffassung sind
die zahlreichen Beben vor kurzer Zeit Auslöser des Unglücks. Der Schaden wird nach
ersten Schätzungen auf 200 000 Euro beziffert.
Nach Bekanntgabe der
Kirchenschließung kam es zu vielen Tränen bei Gemeindegliedern. Das
Kirchengebäude in der Nähe der Rialtobrücke ist ein wichtiges Symbol
evangelischen Glaubens in Italien. Für das nächstes Jahr waren Feierlichkeiten
zum 200 jährigen Kirchenjubiläum und ein Oberitalienischer Kirchentag geplant.
Ob und wie das Gedenkjahr trotzdem begangen werden kann, ist zurzeit unklar,
genauso wie die Konzertreihe „Riforma e Musica“, die im August weitergehen
sollte. Gottesdienste müssen voraussichtlich zukünftig in der Sala unter der
Kirche gefeiert werden.
Die Situation ist für die kleine lutherische Gemeinde mit ihren 80 Mitgliedern finanziell und kräftemäßig äußerst schwierig. Sie bittet deshalb Christenmenschen aus der ganzen Welt, ihrer zu gedenken und die Gemeinde in Gebeten zu begleiten.
Bernd S.
Prigge
Pastor
in Venedig