Italien: Appell für die Religionsfreiheit religiöser Minderheiten in Mailand

Angesichts kontroverser Behauptungen und Töne im regionalen Wahlkampf haben protestantische Kirchen in Mailand am 8. April 2016 einen Appell veröffentlicht.

Der Appell, der von den Waldensern, Methodisten, Baptisten und Lutheranern der lombardischen Landeshauptstadt unterzeichnet wurde, bezieht sich auf das kürzlich veröffentlichte Urteil des Verfassungsgerichtshofes, in dem einige Passagen des sogenannten „Anti-Moschee-Gesetzes“ als nicht verfassungsgemäß und diskriminierend bezeichnet wurden. Nur wenige Tage zuvor war in der Region Venetien ein ähnliches Gesetzes verabschiedet worden. In ihrem Apell drücken Protestanten ihre Besorgnis darüber aus, dass dieses so wichtige Thema oft nur oberflächlich und leichtfertig angegangen wird. Dabei beinhalte das Gesetz „unhaltbare Einschränkungen vor allem gegenüber der islamischen Gemeinschaft, aber auch generell gegenüber anderen religiöse Minderheiten in Mailand.“

Samuele Bernardini von der Waldenserkirche erläutert: „Das regionale Gesetz Nr. 62 von 2015 produziert nahezu unüberwindliche Hürden, wenn es darum geht, Gebäude zu gottesdienstlichen Zwecke zu bauen oder schon bestehende Gebäude entsprechend umzuwandeln. Die Stadtverwaltung von Mailand hat drei Zonen bestimmt, in denen Gottesdienstgebäude eröffnet werden können – zwei für Anhänger des Islam und eine für eine evangelische Kirche –, aber der Prozess ist blockiert.“ Waldenserpastor Jens Hansen aus Kalabrien berichtet, dass es nicht nur in der Lombardei und Venetien schwierig geworden sei, neue Gottesdiensträume zu finden. Besonders betroffen sind Gemeinden mit Migrationshintergrund, aber auch historische Gemeinden, die am Projekt "Gemeinsam Kirche sein" beteiligt sind.

Der Appell der protestantischen Kirchen erinnert an den Weg, den die Mailänder Kirchen mit den islamischen Gemeinschaften gemeinsam gegangen sind: „Ein Weg des Dialogs und der Brüderlichkeit (…), ein spiritueller und kultureller Weg, der uns näher gebracht hat und uns hoffen lässt, dass wir immer mehr Frucht für das Wohl Mailands bringen.“ Deshalb verurteilen die Unterzeichner eine Haltung, die den Islam einseitig als gewalttätige und aggressive Religion betrachtet und nicht anerkennt, dass Tausende von Anhängern des Islams loyal an dem politischen Leben unserer Stadt und des Landes teilnehmen. Mit diesem Appell, so Bernardini, wollten die Protestanten ihre Position öffentlich machen. Der Appell ist an die Kandidaten im Wahlkampf und an ihre Unterstützer gerichtet, aber vor allem an die Bürger Mailands, an andere christliche Konfessionen im Rat der Christlichen Kirchen Mailands sowie an die Glaubensgemeinschaften, die sich am Forum der Religionen beteiligen.

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