Italien: Abgeschobener Flüchtling seit vier Wochen in Sakristei in Venedig

Evangelische Gemeinde kümmert sich um den Musiker Arnoud Touvoli

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Arnout Touvoli mit seinen Unterstützern aus der
Gemeinde Venedig - Foto: Prigge

Vor vier Wochen wurde Arnoud Touvoli, 25-jähriger Musiker und Asylbewerber von der Elfenbeinbeinküste, aus Niedersachsen nach Venedig abgeschoben. Eine besondere Pointe: Der Ivorer, der in seinem Heimatland bedroht wird, ist mit seiner Trommelgruppe Trokiwa für den niedersächsischen Integrationspreis „Zuflucht Niedersachsen“ vorgeschlagen und hat eine Einladung zur Preisverleihung am 23. Juni nach Hannover.

Zwar ist Italien nach dem Dublin III-Abkommen auch für Arnoud zuständig, weil er über Rom europäischen Boden betreten hat. Doch hat Italien keine ausreichende Struktur zur Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden, wie es die Bedingung zur Abschiebung ist. Weder in Venedig noch in der Provinz Padua gibt es Aussicht auf einen Platz im Flüchtlingsheim. Die Unterkünfte sind restlos überfüllt und die Schaffung weiterer Unterbringungen hat angesichts der Krise in Italien keine Priorität.

Kurz nach der nächtlichen Abschiebung von Arnoud Touvoli am 31. März bat Pfarrer Hans Gerd Paulus aus Walsrode in Niedersachsen die evangelische Kirchengemeinde Venedig, dem obdachlosen Musiker zu helfen. Pfarrer Paulus und seine Frau waren für Arnould Touvoli, der seit vielen Jahren Waise ist, wie eine Familie geworden. Touvoli lebt nun in der Sakristei der Gemeinde in Venedig. Die nur 100 Mitglieder zählende Gemeinde bemüht sich täglich um eine andere Lösung. Derweil wird die Lage für den 25-jährigen Ivorer immer ernster. Er ist nur mit einem kleinen Rucksack ohne genügend Kleidung angekommen. Die Unterbringung in der Sakristei ist nur ein Provisorium. Doch anderweitige Übernachtungen sind nur schwerlich möglich: Ohne Pass bekommt er kein Zimmer, und ohne Bleibe gibt es keine Aufenthaltsgenehmigung.

Am 27. April besuchte die Pfarrfrau Eva Paulus den Gottesdienst und die Gemeinde in Venedig. Sie bedankte sich für ihr Engagement und unterstrich, dass Arnoud Touvoli nicht nur Flüchtling sei, sondern ein begabter Musiker mit einer vielversprechenden Zukunft – wenn man ihn nur ließe.

Bernd Prigge, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Venedig

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