Hilfe aus Straßburg für spanische Protestanten

Am 3. April 2012 verkündete der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg in einem Urteil, dass die Vorzugsbehandlung der katholischen Priester in Spanien gegen den Artikel 14 (Diskriminierungsverbot) der Menschenrechtskonvention verstößt.

Geklagt hatte der evangelische Pfarrer Francisco Manzanas, inzwischen 85 Jahre alt und im Ruhestand. Wie alle evangelische Pfarrer durfte er in der Zeit der Franco-Diktatur und auch Jahre danach nicht Beiträge für die Pensionskassen und die Sozialversicherung bezahlen. Dies wurde erst ab 1999 möglich. Für die Evangelische Kirche in Spanien und andere evangelische Denominationen hatte dies zur Folge, dass sie den pensionierten Pfarrern und den Witwen die Pensionszahlung aus eigenem Haushalt bezahlen mussten, während katholische Priester ihre Sozialleistungen vom Staat erhielten. Das hat die Entwicklung und den finanziellen Spielraum der evangelischen Kirchen enorm eingeschränkt.

Nach dem Ende der Diktatur hatte die spanische Regierung das Fehlverhalten des Staates anerkannt, aber faktisch nichts unternommen. Pfarrer Francisco Manzanas ist den Weg durch alle spanischen Gerichtsinstanzen gegangen, um das ihm und seinen Amtsbrüdern zustehende Recht einzuklagen. Unterstützt wurde er von seiner Kirche und von der Föderation Evangelischer Einrichtungen in Spanien FEREDE. Am 3. April 2012 befand das europäische Gericht, dass die unterschiedliche Behandlung von Pfarrern in selber Situation „einzig und allein in der Frage des religiösen Bekenntnisses“ gründet. Der spanische Staat wurde aufgefordert, die historische Schuld wieder gutzumachen. Neben den Pfarrern der Evangelischen Kirche in Spanien sind insgesamt 150 evangelische Pfarrer betroffen. Die meisten haben ein hohes Alter, zahlreiche Betroffene sind inzwischen verstorben.

Joel Cortés, Vorsitzender der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Spanien, erwartet nach dem Urteil die längst fällige faktische Gleichstellung seiner Kirche: „Nach dem Urteil hat der spanische Staat die moralische Verpflichtung, endlich seine Verantwortung gegenüber den Evangelischen in Spanien wahrzunehmen und die Pensionszahlungen zu übernehmen.“

Die Evangelische Kirche in Spanien ist eine Partnerkirche des Gustav-Adolf-Werks e.V.

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