Georgien: Rat der Religionen verurteilt die Gewalt gegen den „Marsch der Würde“

Anfang Juli gab es im Zusammenhang mit Veranstaltungen der „week of pride“ der LGBTQ+ Community in Tbilisi einen heftigen Ausbruch von Gewalt. Die explosive Stimmung wurde von zahlreichen hochrangigen Vertretern der georgisch-orthodoxen Kirche angeheizt, die von einem „Angriff auf traditionelle Werte des Landes“ und von einem „pervertierten Lebensstil“ sprachen.

Am 5. Juli 2021 kam es den ganzen Tag über zu gewaltsamen Übergriffen am Ort des geplanten „Marsches der Würde“, aber auch an anderen Stellen in der Stadt. Menschen wurden auf der Straße aufgrund ihrer angeblich „unanständigen“ Kleidung angegriffen. Es wurden mehrere Büros von Menschenrechtsorganisationen gestürmt, ohne dass die Polizei eingriff.

Selbst nachdem die Veranstalter den Marsch der Würde aus Sicherheitsgründen abgesagt hatten, gingen die Ausschreitungen weiter. Mindestens 55 Personen, darunter 53 Journalisten, wurden so schwer verletzt, dass sie stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ein Kameramann ist verstorben.

Der Rat der Religionen unter der Schirmherrschaft des Ombudsman in Georgien hat inzwischen eine Resolution veröffentlicht. Sie wurde von 16 Religionsgemeinschaften unterzeichnet, darunter die Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien, die römisch-katholische Kirche, Baptisten, Adventisten, die Union der Muslime Georgiens, Ahmadiyya, u.a.

Die Unterzeichnenden sprechen ihre Unterstützung für alle aus, die unter der Massengewalt gelitten haben und zeigen sich besorgt, dass die Angriffe und Beleidigungen auf friedliche Bürger im Namen von Religion und Moral stattgefunden haben. „Wir, die Vertreter der Religionsgemeinschaften, haben schon oft selber Intoleranz, Hass, Diskriminierung, Verletzung unserer Rechte, Beleidigung und Gewalt erlebt. Wir wissen allzu gut, wie es ist, wenn man verfolgt wird, weil man die Menschenrechte schützen will.“

Mit der Resolution lehnen sie auch eine Initiative für ein neues Gesetz ab, das die Beleidigung nationaler und religiöser Gefühle unter Strafe stellen will. „Wir glauben, dass solch ein Gesetz, das die freie Meinungsäußerung in dieser Hinsicht einschränkt, schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung unserer Gesellschaft haben wird.“

(Aus dem Bericht von Markus Schoch, Bischof der Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien)

Zurück