Georgien: Das Land steht vor schwierigen Zeiten
Georgien steht vor schwierigen Wochen. Nach der Parlamentswahl am 26. Oktober 2024 soll die Regierungspartei der „Georgische Traum“ eine deutliche Mehrheit errungen haben. Die Opposition spricht allerdings von Wahlbetrug. Als Ministerpräsident Irakli Kobachidse die EU-Beitrittsverhandlungen bis 2028 aussetzte, begannen massenhafte Proteste.
Seit seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 kämpft Georgien mit politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Zudem werden 20 % des Staatsgebietes von Russland besetzt. Russische Panzer stehen ca. 40 Kilometer vor der Hauptstadt Tiflis. Viele Georgier streben eine engere Anbindung an die EU und die NATO an, weil sie eine russische Beeinflussung fürchten. Die Regierungspartei wird zu große Nähe zu Russland vorgeworfen.
Nach Meinung des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien (ELKG) Rolf Bareis gehe es den derzeitig Regierenden um ihren Machterhalt. Der Oligarch und Gründer der Regierungspartei „Georgischer Traum“ Kobahidse hat seinen Reichtum in Russland gemacht. Mit entsprechenden Gesetzen sind seine Möglichkeiten groß, demokratische Strukturen nach dem Beispiel Russlands auszuhebeln. Die Opposition sei zerstritten und biete keine deutliche Alternative zur Regierungspartei.
„Als Kirche rufen wir zu Frieden auf. Zudem bieten wir Orte des Dialogs an“, sagt Bischof Bareis. „Als Diasporakirche haben wir es in dem orthodoxen Land nicht leicht, da die Mehrheitskirche Einfluss auf die Regierung ausübt. Minderheitenkirchen haben es immer schwerer. “
Im Gespräch berichtet er von den Auswirkungen des sog. "NGO-Gesetzes" in Georgien. Das Gesetz "über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" verlangt von allen Organisationen, die zu mehr als 20 % aus dem Ausland finanziert werden, eine Registrierung . Die ELKG sei noch nicht direkt betroffen. Insgesamt wird schätzt , dass 80 000 Arbeitsplätze durch das Gesetz gefährdet seien. Das beträfe vor allen Dinge humanitäre Organisationen, die das Land dringend benötige.
„Es ist wichtig als Kirche in einer solchen komplizierten Situation bei den Menschen zu sein“, so Rolf Bareis. Mit Sorge blickt er zudem auf das Nachbarland Armenien, wo er eine kleine Gemeinde betreut. Die Sorge vor einem neuen Krieg ist dort nicht gebannt.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien hat ca. 900 Gemeindemitglieder in neun Gemeinden. Drei Pastorinnen, drei Pastoren und zwei Prediger begleiten die Gemeinden. Bischof Rolf Bareis ist der leitende Geistliche der Kirche.