Gegenseitiges Geben und Nehmen

Vertreter des Gustav-Adolf-Werks tagten in Worms – Frauenarbeit feierte Jubiläum

files/gaw/bilder/Nachrichten/2011/worms gaeste.jpgAls ein gegenseitiges Geben und Nehmen erlebt Pfarrerin Annedore Venhaus die Arbeit mit dem Gustav-Adolf-Werk (GAW), dem Hilfswerk evangelischer Minderheitskirchen. Venhaus ist Vizepräsidentin der Evangelischen Kirche am La Plata und Pfarrerin in Eldorado, Argentinien. In ihrer Heimat sorgt das 1832 in Leipzig gegründete Diasporawerk der Evangelischen Kirche Deutschlands für den Bau von Kindergärten oder die Ausstattung von Krankenstationen. Die Wahl für den Tagungsort der bundesweiten Vertreterversammlung des GAW fiel in diesem Jahr auf Worms.

Vom 25. bis zum 27. September tagten die Vertreter in der Lutherstadt. Nach dem feierlichen Eröffnungsgottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche mit Kirchenpräsident Dr. Volker Jung von der gastgebenden Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, zogen sich die rund 70 GAW-Vertreter nach Herrnsheim zurück, um die Rahmenbedingungen für die Arbeit des GAW 2012 festzulegen. So wurde der Projektkatalog mit 142 Projekten für 40 Partnerkirchen in Europa, Lateinamerika und Nordasien mit einer Rahmensumme von 1,5 Millionen Euro beschlossen, wie Enno Haaks, Pfarrer und Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werks, berichtete. Mit seiner Arbeit sei das GAW ein „Vorreiter innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland“, wie Haaks betonte, denn die Hilfe in der Diaspora werde konfessionsübergreifend durchgeführt: Ob uniert, reformiert oder lutherisch – alle Mitglieder von evangelischen Minderheitskirchen würden gleichermaßen unterstützt.

Mit der diesjährigen Vertreterversammlung beging das Gustav-Adolf-Werk außerdem zwei besondere Jubiläen: 160 Jahre Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk sowie 125 Jahre Jahresprojekte der Frauenarbeit. Eine Waisenanstalt in Ostrowo in der Nähe von Posen wurde zum ersten Frauenprojekt, damals „Liebeswerk” genannt. Heute wird etwa in Griechenland ein Haus als Zufluchtsort für Frauen errichtet, die Opfer von Gewalt wurden, wie Pfarrerin Vera Gast-Kellert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk, berichtete.

Im Jubiläumsgottesdienst am 27. September in der Wormser Magnuskirche sprach Pfarrerin Annedore Venhaus in ihrer Predigt über die Situation der Frauen in Lateinamerika. „Zu Lebzeiten Jesus‘ hatten Frauen keine Bedeutung im öffentlichen Leben und daran hat sich in meiner Heimat bis heute kaum etwas geändert.“ Als Venhaus vor 20 Jahren ihre Stelle in Argentinien antrat, wurde sie daher zunächst für die Pastorengattin gehalten. Umso dankbarer sei sie heute, dass die Frauen im Gustav-Adolf-Werk sich seit 160 Jahren um ihre Glaubensschwestern in aller Welt kümmern. „Die Frauen sind der niemals ermüdende Motor der Gemeinde“, freute sich die Pfarrerin und verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, „dass der vor 160 Jahren gesäte Samen weiter wächst, damit diejenigen Hilfe bekommen, die sie so dringend benötigen.“

Die lateinamerikanische Pfarrerin schätzt besonders, dass die Arbeit des deutschen Hilfswerks auf gegenseitigem Geben und Nehmen basiert: „Wir bekommen nicht einfach nur Geld, sondern werden außerdem in der Berichterstattung über unsere Arbeit unterstützt.“ Venhaus bezeichnete es als Privileg, zur Vertreterversammlung des Gustav-Adolf-Werks und zur Jubiläumsfeier der Frauenarbeit nach Worms eingeladen worden zu sein: „Es ist toll, als Partnerkirche ernst genommen zu werden!“

Yvonne Schnur, Öffentlichkeitsarbeit, Dekanat Alzey / Dekanat Worms-Wonnegau

Gäste aus Partnerkirchen wirkten im Jubiläumsgottesdienst der GAW-Frauenarbeit in der Magnuskirche in Worms mit: (v.l.n.r. Tamara Tatsenko (Russland), Agnes von Kirchbach (Frankreich), Wanda Falk (Polen) und Annedore Venhaus (Argentinien). Foto: Pauska

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