Estland: Änderung des Kirchen- und Gemeindegesetzes

Die Alexander-Newski-Kathedrale wurde um 1900 auf dem Domberg in Tallinn errichtet, um den Machtanspruch des russischen Zaren zu unterstreichen, und gehört heute zur ECOK. Foto: Pauska

Das estnische Parlament hat am 9. April 2025 ein Gesetz verabschiedet, das verhindern soll, dass religiöse Organisationen zur Anstiftung zu Hass oder Gewalt missbraucht werden. Das Gesetz verpflichtet Kirchen, Gemeinden und Klöster, sich nicht von ausländischen, einflussreichen Personen oder Institutionen leiten zu lassen, wenn dies die Sicherheit Estlands gefährdet. Betroffen sind besonders die Estnische Christliche Orthodoxe Kirche (ECOK), die bis Ende März den Namen „Estnische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats“ trug, und das orthodoxe Nonnenkloster in Pühtitsa, die beide direkt dem Moskauer Patriarchat unterstellt sind. Die ECOK muss ihre Verbindungen zum Moskauer Patriarchat kappen, welches von Estland bereits vor einem Jahr als kriegsunterstützend eingestuft worden ist.

Das Gesetz präzisiert zudem die Anforderungen an Geistliche und Kirchenvorstände. Diese müssen künftig über ein Wohnrecht in Estland verfügen. Die Gemeinden und Klöster dürfen künftig aus Kirchen austreten, die nicht konform mit dem Gesetz sind, und dies auch ohne die Zustimmung jener Kirche. Kirchen, Gemeinden und Klöster erhalten zwei Monate Zeit zur Anpassung ihrer Satzungen.

Neben der ECOK gibt es in Estland noch die Estnische Apostolisch-Orthodoxe Kirche (EAOK), die kanonisch zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gehört. Die EAOK hat ECOK im Falle einer Loslösung von Moskau den Status eines Vikariats angeboten – einer kirchlichen Einheit mit Vikarsbischof, der dem Metropoliten der EAOK unterstellt ist. Metropolit Stefanus von der EAOK versichert, dass ein Vikariat seine Bräuche und die kirchenslawische Sprache beibehalten könnte, während die Verbindung zur weltweiten Orthodoxie gewahrt bliebe. Innerhalb der EAOK existieren bereits jetzt Gemeinden mit estnischen und russischen Traditionen.

Der Präsident der Republik Estland, Alar Karis, muss das Gesetz noch unterzeichnen. Kritiker sehen in dem neuen Gesetz allerdings einen Versuch, die russisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats in Estland zu schließen.

Nachtrag: Am 26. April 2026 lehnte Präsident Alar Karis die Unterzeichnung des Gesetzes ab, da die Änderungen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar seien.

Zurück