Chile: Gloria Rojas zur evangelischen Kaplanin durch Präsidentin Bachelet berufen
„Im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile gratuliere ich Dir zu deiner Ernennung zur Kaplanin in der Moneda,“ schreibt der Kirchenpräsident der Iglesia Ev. Luterana en Chile (IELCH) Luiz Alvarez in einem Gratulationsschreiben an seine Vorgängerin als Kirchenpräsidentin der IELCH Gloria Rojas. Am 29. April wurde sie durch Präsidentin Michelle Bachelet in dieses Amt berufen. „Das ist ohne Zweifel eine hohe Anerkennung deiner bisherigen pastoralen Arbeit“, fährt Alvarez fort.
Rojas studierte nach ihrer Schulzeit evangelische Theologie an
der ISEDET in Buenos Aires. Nach ihrem Studium war die promovierte Theologin in
mehreren Gemeinden der IELCH tätig. Rojas wurde 2001 Kirchenpräsidentin der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile, nachdem ihr Amtsvorgänger Martin
Junge zum Lateinamerikarefernet im Lutherischen Weltbund berufen wurde. Im Juli
2010 wurde sie neben sieben weiteren Personen zur Vizepräsidentin im Lutherischen
Weltbund gewählt. Im Jahre 2011 übergab sie ihr Kirchenpräsidenten-Amt an Luis
Alvarez und war danach Pastorin in Punta Arenas, der südlichsten lutherischen
Gemeinde der Welt, bevor sie Ende Dezember 2013 in den Ruhestand ging.
„Deine Berufung in die Moneda ist auch eine Ehre für die
IELCH und das gesamte chilenische Luthertum“, schreibt Luis Alvarez. „Wir
werden Dich mit unseren Gebeten in diesem wichtigen Amt unterstützen.“
Dass es eine evangelische Seelsorgerin im Präsidentenpalast
gibt ist der jüngeren Geschichte Chiles geschuldet. Die „Evangelische Bewegung“
hat in den letzten Jahren in Chile ein
signifikantes Wachstum erlebt. In der Volkszählung des Jahres 2012 gaben 16,62% der Bevölkerung an,
dass sie „evangelisch“ sind.
Nach der Wiedereinführung der Demokratie Anfang der 90er Jahre
begannen Diskussionen für ein neues Kirchengesetz, das allen evangelischen
Kirchen Gleichstellung gewähren sollte. Diese Diskussionen mündeten in ein
neues Religionsgesetz, das 1999 verabschiedet wurde. Die evangelischen Kirchen
wurden damit der der katholischen Kirche faktisch gleichgesetzt. Sie wurden
Einrichtungen öffentlichen Rechtes. Daraus ergaben sich u.a. die Einrichtung evangelischer
Krankenhaus- und Militärseelsorge und evangelischen Religionsunterrichts an
öffentlichen Schulen. Ebenso wurde der Reformationstag staatlicher Feiertag.
Eine symbolisch ebenso wichtige Entscheidung war, eine evangelische Kaplanin am
Präsidentenpalast dem katholischen Kaplan gleichzustellen.
Gloria Rojas ist die vierte evangelische Kaplanin an der
Moneda. Ihre Aufgaben sind es, die Mitarbeitenden am Präsidentenpalast
seelsorgerlich zu begleiten, Gottesdienste anzubieten, die Regierung von
evangelischer Seite beratend zur Seite zu stehen und der „evangelischen welt“
Chiles in der Regierung eine Stimme zu geben.