Brasilien: Polarisierungen in Brasilien wirken in die lutherische Kirche hinein

In Brasilien häufen sich verbale Angriffe und Hassbotschaften, die auf die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB) abzielen. Darauf machte Walter Altmann, ehemaliger Kirchenpräsident der EKLBB, auf Facebook aufmerksam: „Unter anderem werden lutherische Gemeinde aufgerufen, ihre finanzielle Unterstützung für die EKLBB zurückzuziehen. Die Bewegung nennt sich ‚Lutherische Allianz‘. Mit ‚lutherisch‘ hat das aber wenig zu tun. Hier werden klare ideologische und politisch radikale Positionen vertreten, die ausgrenzen, diffamieren und verunglimpfen.“

Harald Malschitzky, Generalsekretär der Obra Gustavo Adolfo der EKLBB bestätigt die Vorfälle: „Die politischen Fronten in Brasilien verhärten sich. Bolsonaro hat wieder gesagt, dass nur Gott ihn aus dem Präsidentenamt entfernen könne. Seit einigen Wochen veranstaltet er mit seinen Anhängern im ganzen Land große Motoraddemos mit Hassreden gegen alle, die anders denken. Leider schlägt sich dies auch in unserer Kirche nieder. Eine sogenannte ‚Lutherische Allianz‘ greift permanent Dozenten der Theologischen Hochschule EST, die Kirchenleitung sowie eine Gruppe von Pastorinnen und Pastoren, zu denen auch ich zähle, öffentlich an. Sie ruft Gemeindeglieder dazu auf, ihre Beiträge an die Kirche nicht zu begleichen. Leider weiß man immer noch nicht, wer zu dieser ‚Allianz‘ gehört und wie viele Menschen es überhaupt sind.“

Der Lutherische Weltbund hat sich solidarisch an die Seite der EKLBB gestellt. Generalsekretär Pfarrer Martin Junge zeigt sich in einem Brief an die Präsidentin der EKLBB, Silvia Genz, besorgt über „das Ausmaß der verbalen Gewalt und des Hasses“, die die Angriffe in den vergangenen Wochen geprägt hätten. Derartige Angriffe seien gefährlich, so Junge, denn „wo Hassrede Wurzeln schlagen kann, wo Debatten durch Einschüchterungsversuche, die die Menschen und ihre Würde schwächen, im Keim erstickt werden, gewinnt am Ende immer auch Gewalt die Oberhand“. Deshalb solle man sich gegen alle Versuche wehren, Hassrede im Leben der Kirche Normalität werden zu lassen. Als weltweite Gemeinschaft lutherischer Kirchen „beten wir für die EKLBB, die Führungspersonen auf nationaler, synodaler und Gemeindeebene und für die Kirchenräte und deren Mitglieder“. Möge „Einheit siegen über Uneinigkeit“ und möge die Kirche „kraftvolles Zeugnis ablegen für die Macht des Evangeliums“.

(Brief von Martin Junge: https://de.lutheranworld.org/de/content/solidaritat-mit-brasilianischer-kirche-gegen-hassrede-21)

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