Aserbaidschan/Armenien: Armenisches Kulturerbe in Gefahr

Kloster Dadivank aus dem 4. Jahrhundert. Foto: Von sedrakGr, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59467460

Anlässlich einer gemeinsamen Fachtagung zur Gefährdung des christlichen Kulturerbes in Berg-Karabach/Arzach, die am 28. April 2023 in Köln stattfand, haben die Armenische Apostolische Kirche, die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Sorge vor einer weiteren Verschärfung des Konfliktes in der Region zum Ausdruck gebracht.

Berg-Karabach/Arzach ist eine armenische Exklave auf dem Gebiet Aserbaidschans. Der militärische Konflikt begann Ende der 1980er Jahre. Darunter leiden nicht nur die dort lebenden Menschen, sondern sind auch die bedeutenden Kulturgüter in einer der ältesten christlich geprägten Weltgegenden. Viele christliche Klöster und Kirchen, z. T. mehr als 1000 Jahre alt, sind von der Entwidmung und Zerstörung bedroht. Bedeutende christliche Stätten wie die Kathedrale von Sushi oder das Kloster Dadivank stehen seit dem Krieg im Herbst 2020 nicht mehr unter armenischer Kontrolle. Inschriften und Grabmäler werden aus identitätspolitischen Gründen vernichtet: Aserbaidschanische Behörden betrachten die armenischen Inschriften als Verfälschungen an ursprünglich albanischen religiösen Stätten. Die Unesco hat bereits ihre Sorge um Kulturstätten zum Ausdruck gebracht, sich allerdings bisher erfolglos um eine Inspektion in Berg-Karabach bemüht.

Durch die seit Dezember 2022 andauernde Blockade des Latschin-Korridors, der das Berg-Karabach mit Armenien verbindet haben sich die Konflikte im Südkaukasus erneut verschärft. Es droht eine humanitäre Katastrophe, erklärt der Primas der Armenischen Apostolischen Kirche in Deutschland, Bischof Serovpé Isakhanyan: „Durch die Blockade des Latschin-Korridors sind 120 000 Menschen in Arzach von der Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Gütern abgeschnitten.“

Für die EKD unterstreicht die Leiterin der Ökumene- und Auslandsarbeit, Bischöfin Petra Bosse-Huber: „Wir bitten Gott darum, weitere Gewalt an den Grenzen Armeniens zu verhüten, und darum, denen, die Verantwortung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft tragen, Wege zu zeigen, wie sie angesichts immer weiter wachsender Feindschaft zum Wohle aller handeln können.“

Nachtrag 25.05.2023: Ende Mai 2023 haben Armenien und Aserbaidschan Verhandlungen über die Beilegung des Konflikts bekommen. Armenien hat seine Bereitschaft erklärt, Arzach als Teil Aserbaidschans anzuerkennen. Die Folgenn dessen für die armenische Bevölkerung der Exklave und für die Kulturgüter sind unabsehbar.

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