Armenien/Arzach: Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an

„Wir sind in einer fürchterlichen Situation,“ sagt Pastor Hovhannes Hovsepyan von der Evangelischen Kirche Armeniens am 20. September am Telefon. „Arzach (Berg-Karabach) ist verloren. Von Stunde zu Stunde werden die Nachrichten schlimmer.“

Auch wenn die Angriffe kurz nach dem Beginn zu einem vorläufigen Ende gekommen sind und eine Feuerpause vereinbart wurde, glaubt Hovhannes nicht, dass das ein gutes Zeichen sei. Die armenischen Kämpfer hätten ihre Waffen niedergelegt, um ein Blutvergießen zu verhindern. Am Verhandlungstisch soll jetzt das weitere Vorgehen beraten werden. „Für die Armenier in Arzakh sieht es nicht gut aus. Aserbeidschan hat vor Kurzem allen Armeniern über SMS angeboten, über einen geöffneten Korridor die Region zu verlassen. Sie wollen das Gebiet von Armeniern frei machen. Und kein Armenier kann sich vorstellen, unter der Herrschaft Aserbeidschans zu leben. Wir haben im Laufe der Zeit so viele negative und brutale Erfahrungen gemacht. Wie soll das Zusammenleben dort sein? Sie werden uns demütigen. Wer bleibt, der wird Angst haben um sein Leben.“

Tausende Menschen sollen die Region schon verlassen haben. Befürchtet werden großangelegte Vertreibungen ethnischer Armenier aus dem Gebiet.

„Derzeit haben wir nur sporadisch Kontakt zu unserer Gemeinde in Stepanakert. Das Internet und die Telefonverbindung bricht ständig ab. Von den ehemals 120 Gemeindemitgliedern sind noch ca. 45 da. Sie haben sich bei den Angriffen in Schutzräume zurückgezogen. Letzte Woche konnte ich den Menschen dort noch Geld überweisen. Das sieht heute schon anders aus. Derzeit gibt es keine Chance, irgendetwas zu schicken. Sobald es wieder geht, werden wir es tun. Aber – wir stellen uns auf eine große Flüchtlingswelle ein,“ sagt Hovhannes. „Dann brauchen wir eure Hilfe dringend! Bitte helft uns jetzt schon! Derzeit können wir nur warten auf das, was kommt – und beten! Bitte tut das für uns!“ sagt er.

Als GAW unterstützen wir unsere Partner in Armenien und Arzakh.

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Foto: Per Messenger sprach Generalsekretär Enno Haaks mit Pfarrer Hovhannes Hovsepyan, der zu einer Nothilfekoordinierung unterwegs war.

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