Argentinien: Geplante Rentenreform stärkt soziale Ungleichheit

In Argentinien gibt es seit zwei Wochen heftige Proteste gegen eine geplante Rentenreform. Durch eine Änderung der Anpassungsformel sollen die Renten- und Pensionszahlungen sowie die Finanzhilfen für Kinder armer Familien gekürzt werden. Mit den so eingesparten 4,8 Milliarden Euro will Präsident Mauricio Macri die immens verschuldete Staatskasse sanieren. Bei den zum Teil gewalttätigen Protesten sind bisher über 150 Menschen verletzt worden. Den Sicherheitskräften wird ein unverhältnismäßig scharfes Vorgehen gegen die Demonstranten vorgeworfen.

Pastor Carlos Duarte, Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche am La Plata äußert sich bestürzt über das Ausmaß der Gewalt während der Demonstrationen und fordert in seiner Stellungnahme ein Ende der Gewalt auf beiden Seiten. Unter dem Bibelwort „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ (Sprüche 22,8 und Hosea 8,7) verweist er auf die argentinische Verfassung und mahnt die Regierung, nicht autokratisch zu handeln, sondern die notwendigen Reformen im Dialog mit den gesellschaftlichen Kräfte anzugehen. Scharf kritisiert Duarte die geplante Rentenreform, weil sie die Ungleichheit im Lande weiter verschärfen würde.

Die Evangelische Kirche am La Plata sieht sich verpflichtet, ihre Stimme zu erheben, wenn Rechte von Menschen verletzte und politische Entscheidungen auf Kosten der Armen gefällt werden. Der argentinische Staat zieht sich zunehmend aus seiner sozialen Verantwortung zurück. Die sozialdiakonischen Projekte der Kirche leiden schon stark unter den bisherigen Einsparungen im sozialen Bereich. Im Projekt „El Sembrador“ in Ezeiza kann beispielsweise nur eine Kindergartengruppe aufgenommen werden, obwohl die Räumlichkeiten Platz für mindestens drei Gruppen böten. Der Bedarf wäre groß, denn es gibt in dem Armenviertel im großen Umkreis keine anderen Kindergärten. Auch für die eine Gruppe zahlt der Staat lediglich die Gehälter zweier Erzieherinnen. Die Sozialabgaben muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen.

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