Delegiertenversammlung in Neustadt an der Weinstraße

Die Delegiertenversammlung vom 17.-19. September 2023 im Tagungshaus „Kloster Neustadt“ in Neustadt an der Weinstraße

Die Delegiertenversammlung des Gustav-Adolf-Werks e.V. - Diasporawerk der EKD (GAW) fand am 17.-19. September 2023 im Tagungshaus „Kloster Neustadt“ in Neustadt an der Weinstraße statt.

Am 17. September um 17 Uhr luden das GAW Pfalz und das GAW der EKD zu einem gemeinsamen Festgottesdienst in der Stiftskirche Neustadt ein, mit dem 175 Jahre Gustav-Adolf-Werk Pfalz begangen und zugleich die bundesweite Delegiertenversammlung des GAW der EKD eröffnet wurden. Im Mittelpunkt der Predigt von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst der Evangelischen Kirche der Pfalz, stand das Thema Freiheit: „Das GAW hilft evangelischen Minderheiten weltweit, damit sie frei glauben können. Damit erfüllt es einen wichtigen Auftrag für unsere Kirche.“

Anschließend erfolgte der Empfang der Landeskirche für die Gäste des GAW auf dem Hambacher Schloss mit dem Schwerpunktthema Freiheit – Glauben – Demokratie – Frieden. Den Festvortrag hielt Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr. Als evangelischer Christ, so Wissing, sei für ihn der Satz Martin Luthers prägend: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Eine wichtige Säule für Freiheit in unserer Gesellschaft sei Toleranz, das heißt andere in ihrer Andersartigkeit zu achten. Die Freiheit, man selbst sein zu dürfen, sei der Kern der Menschenwürde, so Wissing. „Diese Freiheit schützen die Ehrenamtlichen des GAW. Dafür möchte ich mich herzlich bei ihnen bedanken.“

Am zweiten Tag der Delegiertenversammlung bildete die Diskussion „Friedensethische Impulse zum Ukrainekrieg aus osteuropäischer und deutscher Perspektive“ einen besonderen thematischen Schwerpunkt. Bischof Sándor Zán Fábián (Reformierte Kirche in Transkarpatien, Ukraine), Militärbischof Marcin Makula (Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen) erzählten bewegend aus ihrer Sicht, wie sie die Zeit seit dem 24. Februar 2022 erlebt haben. Was steht zuerst - Leben oder Freiheit angesichts des brutalen Angriffskrieges Russlands? Wie kommt man zu einem gerechten Frieden? Mit wem soll man sprechen? Deutlich wurde, dass die Geschichte des jeweiligen Herkunftslandes und der Heimat von Bedeutung für die unterschiedlichen Positionen ist. Bischof Zán Fabian wies auf die schwierige Situation der Kirche als ungarische Minderheit in der Ukraine hin: „Wir als Ungarn wollen nicht sterben, wir wollen Frieden. Im Moment ist es schwierig, in der Ukraine über Frieden zu sprechen. Aber müssen wir eine Lösung suchen.“ Militärbischof Marcin Makula aus Polen verwies auf die historischen Erfahrungen seines Landes und betonte: „Für uns ist die Freiheit im Zweifel wichtiger als das Leben. Ich bin der Meinung, dass wir Putin stoppen müssen, und sei es mit Waffengewalt und unter Einsatz unseres Lebens. […] In Russland können wir momentan mit niemandem reden: Mit Putin können wir nicht reden und eine kritische Opposition gibt es nicht mehr.“ Pfarrer Renke Brahms (2008-2021 Friedensbeauftragter der EKD, Deutschland) sprach aus der Perspektive der evangelischen Friedensethik: „In der Friedensarbeit in Deutschland haben wir zu lange Zeit nur in andere Weltgegenden geschaut – nach Afghanistan, Irak, Mali und Syrien –, aber nicht in den Osten Europas. Über das, was Russland auf der Krim, in Tschetschenien und in Georgien getan hat, haben wir zu wenig geredet.“ Brahms unterstrich, dass er angesichts des massiven Bruchs des Völkerrechts durch Russland Waffenlieferungen an die Ukraine für ihre Selbstverteidigung für geboten halte, dass man jedoch nicht nur in den Kategorien von Sieg und Niederlage denke dürfe. Zum Abschluss resümierte GAW-Präsident Prälat Dr. Martin Dutzmann, dass wir in Deutschland den Kirchen in Osteuropa zuhören müssen: „Wir haben tatsächlich zu wenig in den Osten Europas geschaut. Wir haben geglaubt, dass wir schon alles wüssten. Wir sollten den Kirchen in Osteuropa zuhören und sie fragen, welche Perspektiven sie haben, von denen wir lernen können und müssen. Dabei kann uns das GAW mit seinen guten und vertrauensvollen Beziehungen zu den Partnerkirchen helfen.“

Weitere internationale Gäste begleiteten die Versammlung. Pfarrerin Simona Prosič Filip (Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Slowenien), Pfarrer Attila Mátyás (Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien und Generalsekretär des GAW in Rumänien) sowie Pfarrer Marc Seiwert (Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen) überbrachten den Delegierten Grußworte aus ihren Kirchen und stellten ausgewählte Projekte vor, die vom GAW gefördert werden.

Die 40 stimmberechtigten Delegierten beschlossen den Projektkatalog 2024 mit einer Gesamtsumme von 1,9 Millionen Euro für 108 Projekte in 52 Partnerkirchen. Diese Summe beinhaltet auch die Partnerschaftsarbeit von GAW-Regionalgruppen sowie die Kooperation mit der Gemeinschaft Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE). Als neues Mitglied im Vorstand wurde Constanze Schwuchow (GAW Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) gewählt

Fotos 1-5: Gustav-Adolf-Werk e.V. Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, Foto 6: Elisa Schneider

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