Bericht zur Mitgliederversammlung des GAW Kurhessen-Waldeck am 7.11.2022

Dr. Martin Dutzmann (Präsident des Gustav-Adolf-Werks e. V. Diasporawerk der EKD), Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß (Dezernentin für Diakonie und Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck), Pfarrerin Liudmila Hernández (Presbyterianisch-Reformierten Kirche Kuba), Pfarrer Thomas Dilger (Vorsitzender des Gustav-Adolfs-Werks Kurhessen-Waldeck e.V.).

Die diesjährige Mitgliederversammlung des GAW Kurhessen-Waldeck fand am 7.11.2022 im Haus der Kirche in Kassel statt. Die Veranstaltung wurde erneut „hybrid" durchgeführt, sodass einige Personen online über das Videokonferenzsystem ZOOM teilnehmen konnten.

Grußworte überbrachten Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß (Dezernentin für Diakonie und Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck), Pfarrer Jürgen Barth (Vorsitzender des Gustav-Adolf-Werks Hessen und Nassau) und Pfarrerin Christina Schnepel (seit dem 1.11.2022 Referentin für Entwicklung und Partnerschaft Europa und USA im Zentrum Oekumene).

Als besondere Gäste waren GAW-Präsident Dr. Martin Dutzmann und Pfarrerin Liudmila Hernández der Presbyterianisch-Reformierten Kirche Kubas eingeladen. In ihren Vorträgen gaben sie der Mitgliederversammlung interessante Impulse mit. Liudmila Hernández ist für ein halbes Jahr als Gastpfarrerin in der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz tätig und unterstützt die Kuba-Arbeit des Berliner Missionswerks. In Kuba leitet sie die älteste und größte Gemeinde ihrer Konfession, die Primera Iglesia Presbiteriana in Havanna. In ihrem Vortrag stellte Hernández ihre Kirche vor und gab Einblicke in die aktuelle Situation auf Kuba. Mit ca. 15.000 Mitgliedern ist die Presbyterianisch-Reformierte Kirche eine der kleinsten Kirchen des karibischen Inselstaats. Der größte Teil der Christen:innen auf Kuba ist römisch-katholisch und die Pfingstkirchen bekommen regen Zulauf. Trotzdem, erklärte Hernández, sei die Presbyterianisch-Reformierte Kirche stolz eine Minderheitenkirche zu sein. Es sei den vielen Ehrenamtlichen und dem besonderen Selbstbewusstsein der Gemeinden zu verdanken, dass diese kleine Kirche stark in die Gesellschaft hineinwirkt. Die Gemeinden unterstützen die Menschen angesichts der Folgen von Inflation und Corona-Pandemie u. a. mit Lebensmitteln, mit psychologischen Hilfsangeboten, durch Bildungsprogramme sowie Nachhilfeprogramme für Kinder. Die Unterstützung durch das GAW sei sehr wertvoll, so Hernández. Sie freue sich, dass Kuba im kommenden Jahr das Jahresprojekt der Frauenarbeit ist.

Dr. Martin Dutzmann, der die Mitgliederversammlung mit einer Andacht eröffnete, stellte in seinem Vortrag „Die Kirche Jesu Christi als Diaspora aus kleinen und großen Kirchen“ seine Perspektiven zur Diasporaarbeit vor. Seit 2021 ist er Präsident des Gustav-Adolf-Werks e. V. Diasporawerk der EKD. Angesichts großer Transformationen, in denen die Kirche hierzulande steckt und mancher Verzagtheit, sei zu fragen, ob nicht evangelische Kirchen weltweit uns trösten und ermutigen könnten. Die zum Teil jahrhundertelange Erfahrungen dieser Kirchen als Minderheit sei für uns, die wir als Kirche in Deutschland gerade zur Minderheit werden, sehr hilfreich. Als neuer GAW-Präsident bewege ihn die Frage, wie die Partnerkirchen, von denen viel zu lernen sein, besser in die Arbeit und Struktur des GAW eingebunden werden können. Dadurch würde die Diasporaarbeit über die bloße materielle Unterstützung von Minderheitskirchen hinaus zu einem Motor des Austauschs und Dialogs werden. „Müssten dann aber nicht Vertreterinnen und Vertreter von Partnerkirchen in den Entscheidungsgremien des GAW Sitz und Stimme haben, so wie es inzwischen in mehreren Missionswerken der Fall ist?“, fragt Dutzmann. Verstehe man den Begriff „Diaspora“ grundsätzlich als Wesensbestimmung der Kirche Jesu Christi, dann könne es keine Trennlinie zwischen den großen Kirchen etwa in Nord- und Westeuropa und den so genannten „Diasporakirchen“ mehr geben. Über diese und weitere Fragen, die die Struktur und den Auftrag des GAW betreffen, müsse weiter das Gespräch geführt werden. Schließlich berichtete Dutzmann von seiner Reise nach Argentinien und Brasilien, die er mit dem Generalsekretär des GAW, Enno Haaks, unlängst unternahm und die ihm weitere Beispiele von gelebter Diaspora vor Augen geführt haben.

Des Weiteren zu hören waren in der Mitgliederversammlung die Berichte des Vorsitzenden Thomas Dilger, der Vorsitzenden der Frauenarbeit Inge Rühl, der Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit Elisa Schneider und des Schatzmeisters Thorsten Gerhold. Der Vorsitzende bedankte sich für die erfreulich hohe Spendenbereitschaft zugunsten der Ukraine-Nothilfe. Dank der ausdauernden Arbeit in der Zentrale des GAW in Leipzig konnte gut und öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden, wo Hilfen des GAW konkret und zeitnah ankamen. So hat sich das GAW als verlässlicher Partner in der Not präsentiert. Die Spenden für andere Projekte gingen hingegen gingen zurück. Herr Gerhold verwies darauf, dass die finanzielle Situation des GAW Kurhessen-Waldeck auch in diesem Jahr insgesamt problematisch ist. Dies hänge v. a. mit dem Ausfall der landeskirchlichen Kollekten zusammen. Die Zuweisung an den Projektkatalog des GAW der EKD für 2023 in Höhe von 45.000 Euro wurde von der Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen. Frau Rühl verwies auf die erfolgreichen Projekte der Frauenarbeit im zurückliegenden Jahr wie zum Beispiel das Frauenmahl im Kirchenkreis Werra-Meißner oder die Frauenreise nach Fritzlar. Das Jahresprojekt der Frauenarbeit für 2023 sei bereits in Vorbereitung. Die Frauen in Kuba seien es, die die Gemeinden in kirchenfeindlichen Zeiten geduldig und hartnäckig am Leben erhalten haben und es noch heute tun. Die wichtige diakonische Arbeit der Presbyterianisch-Reformierten Kirche Kubas werde das GAW, so Rühl, gerne unterstützen.

 

Pfarrerin Elisa Schneider
Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im Gustav-Adolf-Werk Kurhessen-Waldeck

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