Bericht vom Frauenfrühstück

Bericht vom Frauenfrühstück vom 06. April 2019 im Stiftsheim Kassel

Das traditionelle Frauenfrühstück der GAW-Frauenarbeit fand in diesem Jahr am 6. April zum zweiten Mal im Stiftsheim statt. Fast 40 Frauen waren der Einladung gefolgt und erfreuten sich an dem abwechslungsreichen und üppigen Büffet und den festlich gedeckten Tischen. Da vielen der Besucherinnen das Gustav-Adolf-Werk und speziell die Frauenarbeit nicht bekannt war, gab die Vorsitzende Inge Rühl nach einer Andacht einen kurzen Überblick und erläuterte besonders das Jahresprojekt der GAW-Frauenarbeit im Jahr 2019: Förderung der sozialen Arbeit der evangelischen Gemeinden in Argentinien. Das war zugleich einer der Zugänge zu dem Roman von Sara Gallardo: Eisejuaz, einem Roman aus Argentinien, den Pfarrerin i R. Christiane Berthold-Scholz vorstellte, den Anwesenden naheberachte und ihnen so einen Zugang zu dem schwer verständlichen Text öffnete. Dieser Roman ist ein Geheimtip und ein Kultbuch, denn erstmals wird eine Geschichte aus der Perspektive eines Indio erzählt. Eben deshalb ist er schwer verständlich, weil er die gebrochene Sprachfähigkeit der Unterdrückten widerspiegelt. Der Roman erschien 1971 und wurde erst 2017 ins Deutsche kongenial übersetzt. Sara Gallardo war als Journalistin im nördlichen, dem armen Teil von Argentinien gereist und hatte die Kultur der Indigenen genau kennengelernt. Mit ihrem Roman gibt sie den Unterprivilegierten eine Stimme. Sie erzählt die leidvolle Geschichte eines Indios, der die Gabe des Heilens wie sein Vater hat und mit 10 Jahren bei einer Berufung die Stimme des „Herrn" hörte: „Gib mir deine Hände, sie gehören mir". Er lebt in zwei Welten: in seiner eigenen Indio-Tradition und in der christlichen, von der er sich löst. Trotzdem erinnern viele Elemente dieser Geschichte – ungewollt ? - an biblische Geschichten und Worte, eine Passionsgeschichte ohne Auferstehung, so nannte Frau Berthold-Scholz den letzten Abschnitt des Romans. In diesem wird erzählt, wie Eisejuaz einen verkommenen, bösartigen weißen Mann aufnimmt und pflegt bis zum Ende. Die leidvolle Geschichte des Indios endet mit dem Tod der beiden , der sie friedlich vereint.

Wir hörten diese Geschichte zwei Wochen vor Ostern und die Frage drängte sich auf: Wie könnte Auferstehung aussehen? Sie bleibt offen. Fast wie eine Antwort darauf erinnerte Frau Rühl an die Projekte der Frauenarbeit, insbesondere an eine bilinguale Schule, in der Kinder ihre indigene Kultur kennen und schätzen lernen und gleichzeitig mit Sprache und Kultur der Mehrheitsgesellschaft in Argentinien vertraut werden.

Das Format, die Vorstellung der jeweiligen Jahresprojekte mit der Lesung eines Romans aus dem Land und einem Frauenfrühstück zu verbinden, hat sich bewährt und soll weiter entwickelt werden Die Anwesenden dankten Frau Berthold.-Scholz mit viel Beifall für ihren spannenden Vortrag.


Dorothea Gertig

Pfarrerin i.R.



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