Polen: Erklärung des Ökumenischen Rats gegen den Hass

Am 14. Januar 2019 verstarb der Bürgermeister von Gdańsk/Danzig Paweł Adamowicz an den Folgen eines Messerangriffs, der ein Tag zuvor während der Abschlussveranstaltung der Wohltätigkeitsaktion „Großes Orchester der Weihnachtshilfe“ erfolgt war. Viele Menschen in Polen sind fassungslos und bestürzt über den Tod des beliebten und progressiven Politikers.

Während der jährlichen Neujahrssitzung des Ökumenischen Rats in Polen las Jerzy Samiec, Präsident dieses Rats und der leitende Bischof der evangelisch-augsburgischen Kirche, den Anwesenden einen Appell vor. An dem Treffen nahmen Vertreter der polnischen Kirchen, verschiedener Religionen sowie der Regierung teil.

„Als Mitgliedskirchen des Polnischen Ökumenischen Rates wollen wir uns unmissverständlich gegen alle Erscheinungsformen von Hass aussprechen, auch gegen Hassreden, die in der öffentlichen Debatte vorkommen. Hass entfernt uns voneinander, lässt uns Vorurteile pflegen; und anstatt eine starke und solidarische Gesellschaft aufzubauen, sind wir bereit, Spaltungen aufrechtzuerhalten“, mahnen die Mitgliedskirchen die Gesellschaft in ihrem Apell. „Wir rufen alle auf, die Spirale des Hasses zu stoppen. Denn wir sind nicht so gespalten, dass wir nicht miteinander reden oder einander vergeben können. Wir sollten jeden Menschen achten. Jeder Mensch, der nach dem Ebenbild und dem Bildnis Gottes geschaffen ist, hat seine Würde. Es ist unsere Pflicht, Vorurteilen und Hassreden entgegenzuwirken, sowie Solidarität mit denen zu zeigen, die darunter leiden. Lasst uns lernen, miteinander zu reden, lasst uns nicht miteinander kämpfen.“

Bischof Samiec berichtete, dass die Mitglieder des Rats darüber nachgedacht hätten, was aktuell in dem Land passiert. Der Mord an dem Bürgermeister zeige noch einmal die Konflikte und tiefen Spaltungen in Polen, in den Kirchen des Landes, Gemeinschaften, aber auch in Familien. Samiec sah auch die Kirchen verantwortlich für diese Atmosphäre: „Wir haben die Menschen nicht genug geliebt und haben vergessen, diese Liebe mit unserem Leben zu zeigen.“

Das Konsistorium der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen traf sich am 17. und 18. Januar 2019. Um den Bürgermeister Paweł Adamowicz zu ehren und Solidarität mit der Wohltätigkeitsaktion „Großes Orchester der Weihnachtshilfe“ zu bekunden, beschloss das Konsistorium 10 000 Złoty (ca. 2 300 Euro) zu spenden. Außerdem ermutigte das Konsistorium die Ortsgemeinden, sich aktiv bei der Wohltätigkeitsaktion zu beteiligen. Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen denkt auch über ein Bildungsprogramm für Jugendliche nach, um für Demokratie, Toleranz und Verständnis für das Anderssein zu werben. Die jungen Menschen sollen gewaltfreie Kommunikation und Umgang mit schwierigen Emotionen wie die Wut lernen, und Hilfe bei Konfliktlösungen erhalten.

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